Logo
Aktuell Energie

Kastanienhof erhält alternative Wärmeversorgung: Pflanzen-Abfälle werden aufgewertet

Der Spatenstich für drei Hackschnitzelanlagen und eine Pyrolyseanlage auf dem Kastanienhof ist ein Startschuss für ein Nahwärmenetz.

Von links: Günter Class, Geschäftsführer Class Bau, Markus Morciszek, Architekt , Dieter Neth, Projektsteuerer,  Torsten Schell
Von links: Günter Class, Geschäftsführer Class Bau, Markus Morciszek, Architekt , Dieter Neth, Projektsteuerer, Torsten Schelling, Leiter Abteilung Pyrolyse, Marcus Hölz, Geschäftsführung AiS, Wolfgang Welte, KBF Stiftungsvorstandsvorsitzender, Florian King, Bürgermeister Bodelshausen, Robert Biesinger, Heizungsbauer Robi-Tec. Foto: Nadine Nowara
Von links: Günter Class, Geschäftsführer Class Bau, Markus Morciszek, Architekt , Dieter Neth, Projektsteuerer, Torsten Schelling, Leiter Abteilung Pyrolyse, Marcus Hölz, Geschäftsführung AiS, Wolfgang Welte, KBF Stiftungsvorstandsvorsitzender, Florian King, Bürgermeister Bodelshausen, Robert Biesinger, Heizungsbauer Robi-Tec.
Foto: Nadine Nowara

BODELSHAUSEN. Startschuss für mehr alternative Energie auf dem Kastanienhof: Der Spatenstich für drei Hackschnitzelanlagen und eine Pyrolyseanlage fand in der vergangenen Woche statt. Mit dem Nahwärmenetz sollen nicht nur die Gewächshäuser, sondern das gesamte Gelände, auch die Wohnungen, mit Wärme versorgt werden können. Mit der Pyrolyse werden Pflanzenkohle-Pellets, die zum Düngen verwendet werden, hergestellt. Die Hackschnitzel kommen aus den Streuobstwiesen im Landkreis und aus der Holzabfuhr aus Mössingen.

»Bei der Pyrolyse wird Biomasse aus Streuobstwiesenabfällen verwendet. Dazu kommen fermentierte Abfälle und Langgras. Der Abfall erhält so einen neuen Wert«, erklärte Marcus Hölz, Geschäftsführung Arbeit in Selbsthilfe (AiS). Das gemeinnützige inklusive Unternehmen, eine Tochter der KBF, betreibt neben dem Kastanienhof, das Mössinger Café Pausa und das Tübinger Café am See. Insgesamt arbeiten auf dem Kastanienhof 60 Menschen, teils auf dem ersten, teils auf dem zweiten Arbeitsmarkt für Menschen mit Handicap.

Pro Jahr könnten 90 bis 100 Tonnen Pflanzenkohle hergestellt werden. »Wir schaffen und sichern so neue Arbeitsplätze. Sechs neue Arbeitsplätze für Menschen mit Handicap und zwei reguläre wird es im Arbeitsbereich Pyrolyse unter der Leitung von Torsten Schelling geben.« Die Klienten und Mitarbeiter seien unter anderem für die Wartung der Anlage, das Abfüllen, für die Veredelung der Produkte und für das Abpacken zuständig.

Pilzsporen sollen Pflanzen resilienter machen

Eine Besonderheit bei den hochwertigeren Pellets, die der Kastanienhof herstellen wird: Es werden Pilzsporen eingebracht. Der Pilzforscher Michael Weiß, vom Tübinger Steinbeis-Innovationszentrum Organismische Mykologie und Mikrobiologie, berät die Verantwortlichen. »Die Pilzsporen machen Pflanzen stressresistenter gegen Trockenheit und schützen vor Krankheitserregern«, weiß er.

Die Kosten für das Projekt belaufen sich auf etwa drei Millionen Euro. Förderungen gebe es unter anderem von der Aktion Mensch, der Heidehof-Stiftung und dem Kommunalverband für Jugend und Soziales. Das Nahwärmenetz könnte im April 2025 in den Betrieb gehen, so Hölz. Die derzeitige Genehmigung gilt für drei Jahre. Wegen verschiedener Genehmigungsverfahren habe der Baubeginn nach hinten verschoben werden müssen, sagte Wolfgang Welte, KBF Stiftungsvorstandsvorsitzender. Sonst hätte eigentlich schon die Einweihung gefeiert werden können. (GEA)