TÜBINGEN. Die Universität Tübingen wird künftig von einer Frau geführt: Professorin Karla Pollmann tritt am 1. Oktober 2022 als neue Rektorin die Nachfolge von Professor Bernd Engler an. Am Mittwoch wurde sie vom Universitätsrat mit sieben von zehn Stimmen sowie vom Senat der Universität mit 25 von 33 Stimmen für eine Amtszeit von sechs Jahren gewählt, wie die Uni Tübingen mitteilt. Eine interne Findungskommission hatte insgesamt drei Kandidatinnen zur Wahl vorgeschlagen.
»Ich freue mich über das Vertrauen, das die Wahlgremien mir heute geschenkt haben, und blicke voll Vorfreude auf die Zusammenarbeit mit Beschäftigten und Studierenden der Universität«, sagte Karla Pollmann. »Ich werde mich diesem verantwortungsvollen Amt mit ganzer Kraft widmen, um die Universität Tübingen weiterhin auf Erfolgskurs zu halten.«
»Erfolgsgeschichte für die Universität Tübingen«
Der Vorsitzende des Universitätsrats, Bernhard Sibold, gratulierte der künftigen Rektorin. »Wir freuen uns auf die gemeinsame Wegstrecke mit Karla Pollmann und haben volles Vertrauen, dass sie die Erfolgsgeschichte der Universität Tübingen fortsetzen wird.« Sibold dankte auch Professor Bernd Engler, der im Oktober aus dem Amt scheiden wird, für sein herausragendes Engagement über drei Amtsperioden. »Mit unermüdlichem Einsatz, Weitblick und einer klaren Führung hat Bernd Engler Tübingen in die Gruppe der 100 besten Universitäten der Welt geführt.«
Der Amtsinhaber gratulierte seiner designierten Nachfolgerin und wünschte ihr einen breiten Rückhalt in der gesamten Universität, Entscheidungsfreude und viel Erfolg im neuen Amt. »Dieser Tag markiert eine wichtige Weichenstellung für die Zukunft der Universität Tübingen«, sagte Engler. Wichtigste Aufgabe der neuen Rektorin werde es sein, die Universität Tübingen in die 2023 beginnende nächste Runde der Exzellenzstrategie von Bund und Ländern zu führen. Bernd Engler führt die Universität seit 2006. Unter seiner Ägide konnte Tübingen 2012 erstmals den begehrten Exzellenzstatus erringen und 2019 erfolgreich verteidigen.
Lebenslauf Karla Pollmann
Karla Pollmann, geboren in Tübingen, ist seit 2018 Professor of Classics and Theology an der University of Bristol und dort zugleich Dekanin der Faculty of Arts.
Sie studierte Griechisch, Latein, Theologie und Pädagogik in Tübingen, München, Cambridge und Bochum, wo sie 1990 über frühchristliche Lehrdichtung promoviert wurde. Von1990 bis 1991 war sie an der Universität Bielefeld und anschließend bis 1995 an der Universität Konstanz tätig. 1994 habilitierte sie sich in Konstanz und wechselte im darauffolgenden Jahr als Dozentin für antike Literatur an die Universität im schottischen St Andrews. Im Jahr 2000 wurde Pollmann dort auf eine Professur berufen.
2013 folgte sie einem Ruf an die University of Kent im englischen Canterbury, wo sie 2014 das Centre for Early Christianity and its Reception gründete und bis 2016 leitete. Dann wechselte sie als Professorin für antike Literatur an die Universität Reading und leitete dort den Fachbereich für Geisteswissenschaften. Seit 2018 ist sie Professorin an der Universität Bristol und dort Dekanin der Faculty of Arts sowie Mitglied des University Executive Board.
Gewinnerin des Humboldt-Forschungspreises
Pollmanns Forschung fokussiert sich auf das frühe Christentum, Wechselwirkungen von religiösem und klassisch-antikem Denken sowie auf Fragen der Exegese, der Hermeneutik und der Rezeption von Antike und frühem Christentum durch die Jahrhunderte. Ein besonderer Schwerpunkt ist die Auseinandersetzung mit dem Werk des Heiligen Augustinus. Dabei verfolgt sie einen interdisziplinären Ansatz zwischen Theologie, klassischer Philologie und Rezeptionswissenschaft. Ihre Forschung wurde unter anderem von der British Academy, der Deutschen Forschungsgemeinschaft und dem Europäischen Forschungsrat gefördert. Im Jahr 2020 erhielt sie einen Humboldt-Forschungspreis. (pm)