TÜBINGEN. Loud and Proud – Come as you are und zeige auch du, wie bunt unsere Gesellschaft ist. Das war der geeinte Aufruf eines Bündnisses, das sich entschlossen für eine Zukunft voller Vielfalt engagiert. Dieser Aufruf füllte den Tübinger Holzmarkt mit strahlenden Farben auf Flaggen, Kleidung und Gesichtern. Die Sprecher der teilnehmenden Organisationen und Initiativen fanden ergreifende, ehrliche und mutige Worte für die Community, die zahlreich versammelten Unterstützer und Passanten.
Moderation und Ansprache übernahm Marin Pavicic-le Déroff vom LSBTTIQ* Netzwerk Tübingen/Reutlingen. Dank der mitreißenden Musik von Djane Sarah wurde in den Redepausen auf dem sonnigen Pflaster getanzt.
Die Abkürzung: LSBTTIQ* steht für lesbische, schwule, bisexuelle, transidente, transsexuelle, intersexuelle und queere Menschen. Das Landesnetzwerk macht darauf aufmerksam, dass es noch andere Arten von Sexualität gibt, die von der sogenannten Heteronormativität abweichen. Der Stern (*) steht für alle, die sich dieser Einteilung nicht unterordnen lassen möchten. Seit Mitte der 1990er-Jahre wird das Adjektiv queer als ins Positive gewendete Selbstbezeichnung nicht-heterosexueller Menschen gebraucht.
Pavicic-le Déroff wies in seiner Rede auf diesen Fortschritt hin und kritisierte zugleich die Missstände, nämlich Kriminalisierung, Pathologisierung und Ablehnung durch das »Heteropatriarchat« in fernen Ländern, aber auch hier. Er stehe hier über regenbogenfarbig angemalten Stufen für »alle, denen es nicht so leicht fällt, sichtbar zu sein«, so der 22-Jährige.
Es folgten Ansprachen der Vertreter des CSD, der seit 2016 das Christopher-Street-Day-Festival in Stuttgart organisiert, das es im Herbst auch in Tübingen zur »Queeren Woche« ab dem 22. Oktober geben soll.
Zwei junge Frauen der »HER*e and Queer+ Tübingen«, einer Gruppe des Mädchentreffs Tübingen e. V., sprachen über den noch lückenhaften, veralteten und realitätsfernen Aufklärungsunterricht an deutschen Schulen.
»John von den Jusos«, wie er sich ankündigen ließ, stellte klar, dass er nicht nur für die Jugendorganisation der SPD Tübingen spricht, sondern auch als Teil der Community. Die Fußball-EM und der Streit dort um die Regenbogenfarben habe gezeigt, wie kontrovers das Thema noch immer ist.
Julius als Vertreter der katholischen Kirchengemeinde und frisch geouteter Homosexueller plädierte für Liebe und Toleranz. »Wie soll Liebe Sünde sein?«, fragte sich der Katholik. (sg)