Logo
Aktuell Hochwasser

Ist Gomaringen gegen Starkregen gerüstet?

Vergleichsweise glimpflich ging das jüngste Hochwasser an Gomaringen und Nehren vorbei. In Dußlingen schoss allerdings Wasser in den Ortskern. Aber sind die Gemeinden für künftige Starkregen-Ereignisse gerüstet?

Die Dußlinger Feuerwehr kämpfte Sonntagnacht gegen das Hochwasser.
Die Dußlinger Feuerwehr kämpfte Sonntagnacht gegen das Hochwasser. Foto: Feuerwehr Dußlingen
Die Dußlinger Feuerwehr kämpfte Sonntagnacht gegen das Hochwasser.
Foto: Feuerwehr Dußlingen

GOMARINGEN/DUßLINGEN. Nehren, Ofterdingen und Mössingen haben sie schon, in Gomaringen und Dußlingen entsteht sie gerade: die Starkregen-Gefahrenkarte. Das Rottenburger Ingenieurbüro Heberle wurde damit beauftragt. Erste Entwürfe für die Gomaringer Karte liegen nun vor. Kritische öffentliche Objekte hat die Verwaltung zusammen mit dem Ingenieur am Dienstag unter die Lupe genommen. Mit der aktuellen Lage habe dieser Termin allerdings nichts zu tun gehabt, sagt Bürgermeister Steffen Heß. »Der wurde schon vor acht Wochen festgelegt.« Am Thema sei man »mit Hochdruck dran«.

Vor drei Jahren hatte die Gemeinden einen Zuschussantrag für das sogenannte »Starkregenrisiko-Management« gestellt. Der wurde auch bewilligt, und das Ingenieurbüro Heberle beauftragt. Nach der Sommerpause soll dann ein Handlungskonzept erarbeitet werden, wie die Gefahren des Hochwassers für die Gomaringen verringert werden können. Erste Vorschläge gibt es. Heß nennt dabei den Bau von Rückhaltebecken. Bis Ende 2024 soll ein Handlungskonzept stehen, das dann auch in einer Bürgerversammlung vorgestellt werden wird.

»Wir sind am Thema mit Hochdruck dran - Gomaringens Bürgermeister Steffen Heß«

Bis dahin ist es aber noch ein Stück Weg. Die Dauer des Verfahrens liege auch an der großen Datenmenge, die für die Karte erfasst werden muss, erklärt Heß. »Der Computer ist wochenlang gelaufen, um alle Daten zu erfassen.« Die Daten erhält das Ingenieurbüro vom Land Baden-Württemberg, dazu kommen Oberflächen-Abflusskennwerte von der Uni Freiburg. Es reicht allerdings nicht aus, die Rechner damit zu füttern. Der erste Kartenentwurf muss mit der Wirklichkeit abgeglichen werden. Dazu gehen die Ingenieure ins Gelände. Sie untersuchen die Brennpunkte, messen Kanalöffnungen und Abflussgräben, schauen nach Bebauung und Versiegelung. Das alles fließt in die Karte mit ein. Anschließend werden Maßnahmen vorgeschlagen, die helfen können, Auswirkungen von künftigen Starkregen-Ereignisse zu begrenzen.

Ob die dann umgesetzt werden, prüft die Gemeinde. Da gehe es auch um Wirtschaftlichkeit, sagt Heß. »Steht der materielle Aufwand der Maßnahme im Verhältnis zu dem, was geschützt werden.« Für den Bürgermeister ist auch klar, dass künftig jeder Hausbesitzer gefordert ist, entsprechende Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Die öffentlich einsehbare Karte ist dafür eine gute Grundlage. Auf ihr wird zu sehen sein, welche Straßenzüge und Gebäude besonders gefährdet sind. Dass man aber auch oben am Hang nicht vor Überflutungen gefeit ist, hat Heß am eigenen Leib erlebt. Zehn Zentimeter hoch sei bei ihm das Wasser auf der Terrasse gestanden. Ohne sein Eingreifen wäre es wohl ins Haus geflossen.

»Der Computer ist wochenlang gelaufen, um alle Daten zu erfassen - Bürgermeister Heß«

Während Gomaringen und Dußlingen noch auf die Ergebnisse der Ingenieure warten, hat Nehren seine Karte schon seit 2021. Wie sinnvoll das Ganze ist, haben die Nehrener hautnah erfahren: Als Ingenieur Heberle die Ergebnisse seiner Untersuchung in der Musikantenscheune dem Gemeinderat vorstellen wollte, verwandelte sich draußen vor der Tür der Wiesbach in einen reißenden Fluss. Auch vorgeschlagene Maßnahmen um das Wohngebiet Südwest-Ehrenberg zu schützen, wurden ergriffen.

Was bisher noch fehlt, ist allerdings ein Vorschlag, wie der Dußlinger Tunnel künftig geschützt werden kann. Wassermassen fluteten 2021 in Kürze die Röhren. Zwei Feuerwehrmänner mussten damals gerettet werden. Auch das hängt vom Ergebnis der Untersuchungen des Ingenieurbüros Heberle ab. Ebenso wie die Planungen für das Gomaringer Gewerbegebiet »Untere Halde Nord«. Nachdem das beim Hochwasser 2021 überflutet wurde, legte die Gemeinde die weiteren Planungen erstmal auf Eis.