TÜBINGEN. Malaria gehört mit Masern und Tuberkulose zu den am weitesten verbreiteten Infektionskrankheiten der Welt und tötet jedes Jahr mehr als 400 000 Menschen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat eine neue Initiative angekündigt, mit der 25 Länder bis 2025 malariafrei werden sollen. Positive Signale kommen jetzt auch aus Tübingen. Eine klinische Studie an der Uniklinik unter der Leitung von Peter Kremsner und Rolf Fendel konnte zeigen, dass der Impfstoff »PfSPZ-CVac«, der in Tübingen gemeinsam mit dem Biotechnologieunternehmen Sanaria entwickelt wird, einen Schutz von 77 Prozent gegenüber heterologen Malariaparasiten bewirkt.
Aktuell ist die Studie mit dem Originaltitel »Heterologous protection against malaria by a simple chemoattenuated PfSPZ vaccine regimen in a randomized trial« in dem renommierten Wissenschaftsjournal »Nature Communications« publiziert.
Parasiten wandern ins Blut
Bei »PfSPZ-CVac« handelt es sich um einen Lebendimpfstoff, bestehend aus infektiösen Malariaparasiten, die dem Probanden injiziert werden. Gleichzeitig wird ein Malariamedikament gespritzt. Die Parasiten gelangen zunächst in die Leber und wandern von dort aus nach sieben Tagen ins Blut. Sobald die Parasiten die Leber verlassen, tötet das Medikament diese sofort ab. Somit hat das Immunsystem der Geimpften genügend Zeit, eine hochspezifische und wirksame Immunität gegen die Parasiten aufzubauen.
»Mit dieser Studie haben wir einen neuen wichtigen Meilenstein in der Entwicklung eines erfolgreichen Malariaimpfstoffs erreicht. Mit nur drei Immunisierungen innerhalb von vier Wochen erzielten wir einen sehr guten Schutz gegen Malaria«, erläutert Professor Peter Kremsner. So konnte sein Team ein neues Immunisierungsschema entwickeln, das die Impfstoffgabe im Vergleich zu vorherigen Studien deutlich reduziert. Mussten Probanden zuvor noch insgesamt 13-mal zur vollständigen Immunisierung erscheinen, konnte die Anzahl der Visiten bis zur vollständigen Immunisierung jetzt auf drei reduziert werden.
Des Weiteren konnte das Forschungsteam zeigen, dass der Schutz gegen heterologe Parasiten ebenfalls vorhanden ist – also gegen solche Parasiten, die gegenüber den zur Immunisierung verwendeten Parasiten genetisch sehr unterschiedlich sind (für die Impfung wurden Parasiten aus Afrika verwendet, für die Belastungsinfektion Parasiten aus Südamerika).
Zehn von 13 waren immun
Bei der Tübinger Studie waren zehn von 13 geimpften Probanden gegen die Infektion vollständig immun. »Durch den Impfstoff werden im Körper eine hohe Menge verschiedener Antikörper gebildet, die sowohl die injizierten Parasiten als auch Antigene des darauffolgenden Leberstadiums erkennen können. Diese Antikörper sind wahrscheinlich zusätzlich zu einer spezifischen zellulären Immunantwort für die schützende Immunantwort verantwortlich«, erklärt Rolf Fendel.
Mit geschätzt 229 Millionen Infektionen und 409.000 Todesfällen weltweit in 2019 zählt Malaria zu den weltweit gefährlichsten Infektionskrankheiten. Sie wird durch Parasiten verursacht, die durch die Stiche von infizierten weiblichen Mücken auf den Menschen übertragen werden.
Kinder unter fünf Jahren sind die am stärksten gefährdete Gruppe, die von Malaria betroffen ist; 2019 entfielen 67 Prozent (274.000) aller Malaria-Todesfälle weltweit auf diese Gruppe. (GEA)