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Im Tübinger OP mit dem Roboter: Weltweite Premiere

Erste robotergestützte Operation einer Beckenringfraktur wurde an der Tübinger BG-Klinik vorgenommen.

Die beteiligten Mediziner (von links) Dr. Jonas Johannink (UKT), Dr. Steven Herath, Professor Markus Küper und Professor Tina Hi
Die beteiligten Mediziner (von links) Dr. Jonas Johannink (UKT), Dr. Steven Herath, Professor Markus Küper und Professor Tina Histing (BG- Klinik) mit dem Patienten wenige Tage nach der innovativen, erfolgreich durchgeführten Roboter-Operation. Foto: BG-Klinik Tübingen
Die beteiligten Mediziner (von links) Dr. Jonas Johannink (UKT), Dr. Steven Herath, Professor Markus Küper und Professor Tina Histing (BG- Klinik) mit dem Patienten wenige Tage nach der innovativen, erfolgreich durchgeführten Roboter-Operation.
Foto: BG-Klinik Tübingen

TÜBINGEN. Obwohl robotergestützte Operationsmethoden in der Medizin keine Seltenheit mehr sind, wurde diese Methode bislang noch nie bei einer Beckenringfraktur genutzt. Das Team der Becken- und Acetabulumchirurgie der BG-Klinik Tübingen unter der Leitung von Privatdozent Dr. Steven Herath und dessen Stellvertreter Professor Markus Küper konnte nun zusammen den Nachweis erbringen, dass dies möglich ist.

Gemeinsam mit dem Oberarzt für Allgemeine Viszeral- und Transplantationschirurgie Dr. Jonas Johannink vom Uniklinikum Tübingen operierten sie einen Patienten, der an die BG-Klinik als Spezialklinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie verlegt worden war. Da sich Professor Küper schon lange mit diesem Thema befasst, war für ihn schnell klar, dass der 53-jährige Patient mit der innovativen Operationsmethode sehr gut versorgt werden kann.

Schnitt nur zwei Zentimeter lang

Der Patient hatte eine sogenannte Open-Book-Verletzung des Beckenringes erlitten, bei der die Symphyse (Knorpelverbindung des vorderen Beckenringes) durch einen Unfall zerreißt und die beiden Beckenhälften wie ein Buch auseinanderklappen. Durch die erfolgte Notfall-Stabilisierung mit einem externen Fixateur konnte die Symphyse wieder vollständig eingerichtet werden. Damit ist auch die minimalinvasive Stabilisierung möglich.

Normalerweise ist für eine solche Operation ein etwa zehn Zentimeter langer Hautschnitt erforderlich, der vergleichbar mit einem Kaiserschnitt ist. Bauchmuskeln müssen durchtrennt und teilweise vom Knochen abgelöst werden, um Platz für die Platte zu schaffen. Durch ein minimalinvasives Vorgehen kann der Schnitt auf knapp zwei Zentimeter reduziert werden. Dadurch treten nach der Operation viel weniger Schmerzen auf, und die Mobilisation ist deutlich beschleunigt.

Während der Operation setzten die Chirurgen Herath und Küper dem Patienten die Platte ein, nachdem Dr. Johannink mit dem Da-Vinci-Roboter den dafür notwendigen Platz an den Beckenknochen frei präpariert hatte. Die elf Zentimeter lange Stahlplatte wurde mit insgesamt sechs Stahlschrauben im Knochen verankert. Die Operation sei äußerst erfolgreich verlaufen, so die Beteiligten. Kurz nach dem Eingriff konnte der Patient aufstehen und fast schmerzfrei wieder gehen. Durch den schnellen Heilungsverlauf konnte die Operation der ebenfalls bei dem Unfall erlittenen Sehnenrisse in der Schulter etwa vier Wochen früher operiert werden als üblich.

Mittlerweile macht der Patient seine ambulante Rehabilitation an seinem Heimatort Weil der Stadt. »Es war ein großes Glück, dass ich in die BG-Klinik Tübingen verlegt wurde. Dank der Spitzenmedizin habe ich einen viel schnelleren Heilungsprozess und werde sowohl Schulter als auch das Becken wieder wie vor dem Unfall nutzen können«, freut sich der Patient.

Insgesamt sechs Jahre lang wurde an der BG-Klinik Tübingen in Kooperation mit dem Uniklinikum und der BG-Klinik Murnau intensiv geforscht, um das robotergestützte OP-Verfahren umzusetzen. Neben der präziseren Durchführung bringt es für den Patienten deutliche Vorteile wie eine schnellere Wundheilung und eine geringere Infektionsgefahr aufgrund der minimalinvasiven Schnitte. »Die robotergestützten Operationen halten nun auch verstärkt Einzug im Bereich der Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, und natürlich werden auch wir im Sinne unseres Anspruchs Spitzenmedizin das Thema an der BG-Klinik weiterverfolgen und ausweiten«, weist die Ärztliche Direktorin Professor Tina Histing die Perspektiven der erfolgreich durchgeführten Operation auf. (bg)

BERUFSGENOSSENSCHAFTLICHE UNFALLKLINIK (BG) TÜBINGEN

Deutschlandweit eines der größten Zentren für Unfallchirurgie

Die BG-Klinik Tübingen mit allen ihren Fachbereichen ist deutschlandweit eines der größten Zentren für die chirurgische Behandlung von Verletzungen aller Art bis zum Polytrauma inklusive der Versorgung schwerster Verbrennungen. Neben Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Plastischer, Hand- und Verbrennungschirurgie ist die Klinik spezialisiert auf die Behandlung Rückenmarkverletzter, die Knie- und Hüftgelenks-Endoprothetik, auf orthopädische Rehabilitationsverfahren, Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie sowie auf Intensivmedizin und Schmerztherapie. Pro Jahr werden in der BG-Klinik rund 9 500 Patienten stationär und rund 40 000 Patienten ambulant behandelt. Die chirurgischen Teams führen jährlich etwa 11 000 operative Eingriffe durch. (bg) www.bgkliniken.de