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Aktuell Stadtplanung

Ideen im Sinne der Tübinger Altstadt rasch umgesetzt

Um die Altstadt attraktiver zu machen, sollten Ideen ausprobiert werden können, ohne zuvor fertige Konzepte präsentieren zu müssen. Bei einem Rundgang mit Stadtplanerin Barbara Landwehr und Wirtschaftsförderer Thorsten Flink stellte unter anderem eine Bürgerinitiative, die den Platz am Haagtor umgestalten möchte, ihre Ideen vor.

Sie wollen den Tübinger Haagtorplatzes verschönern (von links): Wirtschaftsförderin Julia Winter, Julia Romberg (BI "Haagtorspac
Sie wollen den Tübinger Haagtorplatzes verschönern (von links): Wirtschaftsförderin Julia Winter, Julia Romberg (BI »Haagtorspace«), Wirtschaftsförderer Thorsten Flink, Stadtplanerin Barbara Landwehr und Thomas Swain (BI »Haagtorspace«). Foto: Michael Sturm
Sie wollen den Tübinger Haagtorplatzes verschönern (von links): Wirtschaftsförderin Julia Winter, Julia Romberg (BI »Haagtorspace«), Wirtschaftsförderer Thorsten Flink, Stadtplanerin Barbara Landwehr und Thomas Swain (BI »Haagtorspace«).
Foto: Michael Sturm

TÜBINGEN. Der Stadt Tübingen verfügt über einen Fonds für Impulsprojekte, sogenannte »Probiererle«: Dieser wird zu etwa 70 Prozent durch das Bundesförderprogramm ZIZ (Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren) gespeist. Aus diesem Topf unterstützt die Stadt innovative Vorhaben, die zumindest die Aussicht bieten, die Attraktivität der Tübinger Altstadt zu erhöhen. Eine Jury half bei der Auswahl.

Dass die Wahl auf die Bürgerinitiative »Haagtorspace« fiel war keine Überraschung. Die Gruppe initiierte zwischen August und Oktober vergangenen Jahres ein paar Projekte und regte Umgestaltungen an: Auf die fünf Parkplätze auf der der Ammer zugewandten Seite stellten sie etwa Betonbänke und Kübel mit Pflanzen, auf die anderen Seite Albliegen auf, alles von der Stadt zur Verfügung gestellt. Die Albliegen stehen immer noch dort.

Der Haagtorplatz taugt zu mehr als nur einem Autoparkplatz

In dieser Bürgerinitiative fanden Menschen zusammen die alle in der näheren Umgebung wohnen und sich für die Mobilitätswende engagieren. Sie fassten dabei die zwölf Parkplätze auf dem Platz ins Auge: Diese Nutzung sei »für diesen Eingang zur Altstadt zu schade«, so Initiatorin Julia Romberg, seit kurzem für die Grünen im Gemeinderat.

Ihr zufolge stieg die Aufenthaltsqualität am Haagtorplatz durch die Maßnahmen im letzten Jahr erheblich: »Anwohner ohne Balkon trafen sich hier zum Frühstück.« Familien ließen sich dort auf Picknick-Decken nieder. Studenten packten ihre Lernmaterialien aus. Kitagruppen kamen zum Spielplatz. Touristen blieben länger sitzen. Die Fahrradständer seien stets voll gewesen. Dass man dort keinen Zwang zum Konsum erlebte sei hilfreich gewesen, so die »Haagtorspace«-Initiatorin.

Das Konzept der Initiative »Haagtorspace« überzeugte

Ganz dem Konzept des »Probiererles« entsprechend lief die Kooperation mit der Stadt letzten Herbst einstweilen aus. Doch das Konzept überzeugte. Die Initiative »Haagtorspace« darf auch in diesem Jahr bei der Nutzung des Platzes mitreden. Künftig soll das Angebot an Veranstaltungen erweitert werden, selbst Konzerte seien denkbar. Dass die Parkplätze vom Haagtorplatz komplett verschwinden schloss Tübingens Wirtschaftsförderer Thorsten Flink allerdings aus – Marktbeschicker, Zulieferer der Geschäfte, auch Pflegedienste, seien darauf angewiesen.

Stadtplanerin Barbara Landwehr stellte das Projekt »Kuratierte Altstadt« vor: Dort mietete die Stadt zwei Gewerbeeinheiten an und vermietete sie, dank der Fördermittel, vergünstigt an neue Nutzungsprojekte. Eins befindet sich in der früheren Traditionsgaststätte »Kornblume«: Mit dem neuen Untertitel »Kunst & Kultur« versehen eröffnete Mosaik-Künstlerin Elana Horowitz am 1. Juni ein Atelier, das künftig auch als Ausbildungs-, Übungs- und Freizeitort genutzt werden könnte.

»Kornblume« als Vorzeigemodell des Projekts »Kuratierte Altstadt«

Weil das Geschäft schleppend anlief richtete die gelernte Kunstpädagogin kurzfristig eine neue Nutzungsmöglichkeit ein: »Während den Sommerferien biete ich Kinderbetreuung in Kleingruppen mit maximal acht Kindern an.« Im ersten Obergeschoss sollen alte Zeiten aufleben: »Die Kornblume war einmal ein Tanzlokal!« Elana Horowitz ließ sich für den Saal im Obergeschoss eine kleine Bühne bauen, »für kleine Anlässe.« Gut 30 Personen könnten dort tanzen.

Barbara Landwehr lobte den Mut der Künstlerin: »Die Herausforderung war, dass von ihr ein schneller Start gefordert wurde.« Gleichermaßen wolle die Stadt Projekten wie diesem die nötige Zeit geben, sich wirtschaftlich zu entwickeln und zu etablieren. Man befürworte Kooperationen mit Dritten. Die Perspektive für die neue »Kornblume«, so Barbara Landwehr: »Frau Horowitz könnte nach Ablauf der Vereinbarung um zwei Jahre verlängern.«

Die Stadt möchte auf mehreren Plätzen mehr Aufenthaltsqualität schaffen

Die Stadt möchte weitere Plätze in anderer Weise als gewohnt nutzen: Der Platz vor der Jakobuskirche wurde bereits als Kleidertausch-Basar genutzt. Auf dem Bereich vor dem Stadtmuseum in der Kornhausstraße fanden auch schon verschiedene Veranstaltungen statt. Am Donnerstag schlug hier die Tübinger Volkshochschule einen Pavillon auf. Leiter Heiko Weimer sagte, das vhs-Team habe Ideen für mehrere Plätze in der Stadt eingebracht.

In den kommenden Wochen bietet die vhs unter anderem vor der Burse, am Hölderlinturm oder am Bürgerheim kostenlose Schnupperangebote im Freien. Am Donnerstag gab es unter anderem einen Yoga-Kurs und ein Angebot zum Tanzen für Menschen über 50. Laut Heiko Weimer nahmen auch einige teil, die nicht einmal halb so alt waren. (GEA)