TÜBINGEN. Kein Preis. Kein Pokal und auch keine Plakette zum mit nach Hause nehmen oder um den Hals zu tragen: Am Freitagabend wurde Helmut Haussmann von der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit geehrt, wie sich das für einen wie ihn gehört: Mit einer Podiums-Diskussion und einer Laudatio mit Blick auf seine Vita und seine Prinzipien.
Markus Pudelko, Inhaber des Lehrstuhls für International Business an der Uni Tübingen, verwies auf Haussmanns Vorlesung in Tübingen. Der ehemalige Wirtschaftsminister befasst sich dort mit den »Hidden Champions«, den mittelständischen Weltmarktführern, von denen auch einige aus dem Schwäbischen kommen. Seit 16 Jahren, sehr praxisbezogen und so, dass die Zuhörer gerne dabei sind. Die Studierenden, so Pudelko, lobten stets den Enthusiasmus des Professors. Eine »sehr sinnvolle Ergänzung« zum sonstigen Studieninhalt.
"Christian Lindner folgt mir zu wenig" - Helmut Haussmann (FDP)"
Laudator Ludwig Heuss, Vorsitzender des Kuratoriums der Naumann-Stiftung, kennt Haussmann seit vielen Jahren. Der gebürtige Tübinger Haussmann, in Bad Urach aufgewachsen, war »unfassbare 44 Jahre« Mitglied im Kuratorium und später auch im Vorstand der Stiftung. Heuss weiß, dass der heute 81-Jährige schon früh ein Freund des ganzheitlichen Denkens war. Haussmann sei immer als Vermittler und Brückenbauer aufgetreten. Unternehmertum und soziale Verantwortung gehören nach seiner Auffassung zusammen. Freiheit gehe in seinen Augen stets mit der Verantwortung für das Gemeinwohl einher.
Als 33-Jähriger schaffte Haussmann - auch auf Empfehlung seines akademischen Lehrers und Mentors Ralf Dahrendorf - den Sprung in den Bundestag. Als Generalsekretär der FDP habe er mit dem »Liberalen Manifest« von 1985 das moderne Verständnis eines gesamtheitlichen Liberalismus der Chancen und des Fortschritts geformt. Im Kabinett von Helmut Kohl um die Wendezeit war der FDP-Mann Wirtschaftsminister. Sein »Anker« in all den Jahren: Ehefrau Margot. Haussmann selber befand im Anschluss an Heuss' Lobrede: Die Ehe mit einer promovierten Psychologin und Therapeutin sei für einen Politiker durchaus empfehlenswert.
Zwischen humorvoll und nachdenklich schwankte Haussmann beim anschließenden Podium, bei dem aktuelle Fragen natürlich eine Rolle spielten. Das Verhältnis zu den USA nach dem Wahlsieg von Trump? Haussmann sieht einen Wettbewerb in der Welt zwischen »kreativen, dynamischen und innovativen« Systemen und autoritären. Gegen alle Katastrophen und Ängste habe auch Dahrendorf immer für Mut plädiert.
»Ich mach' ja nicht Wahlkampf. Ich werb' nur für die FDP - Helmut Haussmann«
Zum Bruch der Koalition? Die FDP dürfe gerne von den österreichischen Liberalen lernen. Da werde nicht propagiert »du musst«, sondern vermittelt, dass Veränderung eine Chance sei und auch Spaß machen dürfe. Mit Parteichef Christian Lindner pflegt er regen Austausch, mit mäßigem Erfolg: »Er folgt mir zu wenig.«
Auch auf CDU-Chef Friedrich Merz, den grünen Wirtschaftsminister Robert Habeck und Kanzler Olaf Scholz (SPD) wirft Haussmann einen kurzen Blick und findet unter anderem: »Als Wurmfortsatz der CDU werden wir nicht gewählt.« Alle Äußerungen zu aktuellen innenpolitischen Themen seien ihm erlaubt: »Ich mach' ja nicht Wahlkampf. Ich werb' nur für die FDP.«
Auch Bad Urachs Bürgermeister Elmar Rebmann trat am Abend kurz ans Mikrofon. Haussmann ist seit 2022 Ehrenbürger der Stadt. Und der Rathauschef schätzt die Kontakte zu dem FDP-Mann, auch wenn er selbst »überzeugter Sozialdemokrat« ist. Haussmann sei nie ein lauter Politiker gewesen, aber immer einer, mit dem gut diskutieren könne. (GEA)