TÜBINGEN. Irgendwas ist immer. Mal hat der Fluss zu wenig Wasser, und dann muss man über Sandbänke laufen. Hin und wieder friert er auch zu, was fürs Schwimmen durchaus hinderlich ist. Mal herrscht Tauwetter vor, dann verunmöglichen treibende Eisschollen das Badevergnügen. Von Corona und der Geflügelpest im letzten Jahr ganz zu schweigen. Schließlich ist da noch das leidige Hochwasser.
Das hätte den Feuerwehr-Tauchern und DLRG-Rettungsschwimmern, die am Dreikönigstag bei Tübingen ihr jährliches Neckarabschwimmen veranstalten, mal wieder zum Verhängnis werden können. Noch Stunden vor dem Start am Samstagmittag stand die Gaudi auf der Kippe respektive Scheitelwelle. Der Horber Messpegel hatte in der Mitte der ersten Jahreswoche einen Höchststand von 2,20 Metern angezeigt. In Kirchentellinsfurt lag er bei 2,60 Metern. Bis dahin war unklar, wie viel Wasser die neunzig Bäche, die zwischen der Quelle bei Schwenningen und der Tübinger Kreisgrenze in den Neckar fließen und die 35 Zuflüsse, die zwischen der Eyach und der Steinlach in den Fluss münden, noch zuliefern werden. Dann wurde aber deutlich, dass mangels Niederschlag der Pegel sinken würde. Am Feiertag stand der Messwert in Horb bei 1,20 Metern, in Kirchentellinsfurt betrug der Wasserstand zwei Meter.
Gute Bedingungen also für die rund 115 Frauen, Männer und Jugendlichen, die kurz vor 12 Uhr mit ihren Neoprenanzügen an der Slipanlage auf Höhe des Freibads in den Fluss stiegen. Durch die moderate Strömung verkürzte sich die Dauer ihres Aufenthalts auf rund fünfundzwanzig Minuten. Bei Niedrigwasser sind die Teilnehmer meist doppelt so lange auf der 1,5 Kilometer langen Strecke bis zum Ende der Platanenallee unterwegs. Auch die Temperaturen kamen den Teilnehmern zugute: Mit acht Grad bot der Fluss die wärmsten Temperaturen im Freien, zumal das Thermometer rund vier Grad Außentemperatur anzeigte.
Die vielen Schaulustigen, die den sehr in die Länge gezogenen Tross am Uferweg begleitete, mussten schnell zu Fuß sein und beim Fotografieren aufpassen, dass die Bilder des vorbeiziehenden menschlichen Treibguts nicht verwackelt wurden. Unter den fröhlich winkenden und Neujahrsglückwünsche zurufenden Schwimmern waren, neben den Gastgebern, wieder Rettungstaucher der Feuerwehren Reutlingen, Esslingen, Stuttgart, Heidelberg, Maintal, Friedrichshafen, Mengen und Ertingen sowie Mitglieder der DLRG-Wasserrettungsgruppe Neckar-Alb, der OG Tübingen und private Tauchclubteilnehmer.
Am Ziel hatten die Tübinger Feuerwehr drei Ausstiegsstellen eingerichtet und wartete mit Glühwein- und Punschgetränken auf die Wagemutigen. Fußläufig gings dann ins nahe Uhlandbad zum Duschen und anschließend zur Stärkung mit Urkundenübergabe ins Feuerwehrhaus.
Als interne Winterübung »zur Gewöhnung an vereiste und kalte Gewässer« für die Rettungstaucher der kleinen Tübinger Feuerwehrgruppe hatte es 1973 begonnen. Inzwischen wird der Jahresauftakt unter seinesgleichen feuchtfröhlich zelebriert. In den frühen Jahren erstreckte sich die Abhärtungsmaßnahme vom Campingplatz aus bis hin zur künstlichen Wasserbarriere des Wehrs an der Jugendherberge. Die Strecke wurde im Laufe der Zeit bis zur Eberhardsbrücke verkürzt. (GEA)