Logo
Aktuell Kirche

Gleich zwei Frauen übernehmen das Pfarramt in Belsen

Mit Esther Auer und Ulrike Bast sind zwei Frauen demnächst am Ruder des evangelischen Pfarramtes in Belsen.

Ulrike Bast (links) und Esther Auer freuen sich auf die Arbeit in der Belsener Kirchengemeinde.
Ulrike Bast (links) und Esther Auer freuen sich auf die Arbeit in der Belsener Kirchengemeinde. Foto: Katrin Schäfer
Ulrike Bast (links) und Esther Auer freuen sich auf die Arbeit in der Belsener Kirchengemeinde.
Foto: Katrin Schäfer

MÖSSINGEN. Esther Auer und UIrike Bast bilden zusammen das neue Pfarrerinnen-Team im evangelischen Pfarramt in Belsen. Beide Frauen haben drei kleine Kinder und teilen sich die Stelle auf. Bast kümmert sich seit September bereits um die Konfirmanden und den Besuchsdienst der Diakonie. Auer ist für den Schulunterricht zuständig. Sie ist die offizielle »Geschäftsführerin« der Kirchengemeinde und deshalb unter anderem auch für das Personal und die Finanzen verantwortlich. Die landesweite Kirchenreform »PfarrPlan 2030« sei eine große Herausforderung. Denn damit sind unter anderem Stellenkürzungen verbunden. »Manche Mitarbeiter müssen etwa neue Aufgaben zusätzlich übernehmen«, sagt sie. Dennoch ist sie zuversichtlich. »Der Belsener Kirchengemeinderat ist sehr motiviert und auch die Gemeinde.«

In nächster Zeit werden die beiden Frauen erstmal beobachten, was in der Gemeinde los ist und an was es noch fehlt. »Ich könnte mir Bibelabende vorstellen, bei denen man mehr in den Dialog kommen kann«, schlägt Auer vor. Offen für neue Gottesdienstformen sind die jungen Frauen sowieso. Die Belsener Kapelle aus dem 12. Jahrhundert schreie nach kleineren liturgischen Andachten. »Mich fasziniert an ihr, dass hier schon so viele Menschen gemeinsam gebetet, geweint und gelacht haben«, sagt die 34-Jährige. Auer ist mit ihrer Familie ins Pfarrhaus nebenan eingezogen. Ihr ist es wichtig, dass sie mit ihrer Familie im Gemeindeleben dabei sein kann.

Die Arbeit als Pfarrerin soll Trost spenden

Esther Auer hat in Tübingen, Leipzig und Chicago evangelische Theologie studiert. Ihr Vikariat hat die 34-Jährige in Herrenberg absolviert. Anschließend war sie als Studienassistentin in der Vikarsausbildung in Stuttgart tätig. Ab 2023 war sie als Pfarrerin zur Dienstaushilfe im Kirchenbezirk Herrenberg im Einsatz. Die gebürtige Dettingerin spielt Klavier und fährt gerne Fahrrad. Nach dem Abitur war sie als Freiwillige mit Aktion Sühnezeichen Friedensdienste (ASF) für ein Jahr in Jerusalem. Dort hat sie Überlebende des Holocausts besucht.

Schon als Kind ist sie in der Kirche sehr eingebunden gewesen, zum Beispiel in der Jungschar. Ihr habe es sehr gefallen, dass die Gemeinde gerade auch in schwierigen Zeiten für Menschen da war, denen es mal nicht so gut ging. Gerade bei Beerdigungen empfindet sie, dass ihre Arbeit einen Sinn hat, da sie Menschen Trost spenden kann. »Ich möchte einen Beitrag für die Gemeinschaft leisten. Ich möchte Menschen von Gott erzählen. Dass er für uns da ist und uns begleitet. Er hat jedem einen Wert gegeben, den müssen wir nicht erarbeiten oder beweisen«, führt Auer aus.

Christliche Inhalte auch auf anderen Wegen wiederzugeben ist ihr wichtig. So spricht sie im Podcast »Stückwerk« regelmäßig mit anderen Theologen über Bibeltexte. Das Projekt ist landeskirchenübergreifend. »Es ist spannend, wie andere die Texte verstehen«, sagt die 34-Jährige. »Gerade wenn ich etwas nicht verstehe ist es hilfreich. Denn da muss ich mehr nachdenken.«

Ulrike Bast sieht sich als Idealistin

»Was mich erfüllt, ist die Gemeinschaft mit Gott und den Menschen«, sagt Ulrike Bast. Die 39-jährige Mähringerin singt, bastelt und backt gerne in ihrer Freizeit. Sie stammt ursprünglich aus Crailsheim im Hohenlohekreis. Nach einem Grundstudium der Theologie in Neuendettelsau, zog es sie erstmal in die ferne Welt. In Sambia hat sie für die Liebenzeller Mission gearbeitet. Zwei Semester studierte sie im Libanon. Ab 2008 wechselte Bast an die Universität Tübingen. Seit 2021 arbeitete sie als Springerin im Dekanat Tübingen, unter anderem in Nehren. In Mähringen, dort lebt sie mit ihrer Familie seit 2018, war sie unter anderem im Arbeitskreis Asyl und beim Laifhof aktiv. Bast sieht sich als Idealistin. »Auch viele kleine Tropfen machen einen See. Bei Veranstaltungen können wir etwa Fairtrade-Kaffee einschenken«, schlägt sie vor.

Bereits während ihres Studiums hat sie sich intensiv mit anderen Religionen beschäftigt und ist derzeit noch Islambeauftragte für das Dekanat Tübingen. Ab Februar wird sie sich jedoch stattdessen dem Amt der Bezirksjugendpfarrerin widmen. Denn: »Jede Lebensphase braucht eine gute Begleitung.« Sie setzt sich dafür ein, dass der Fahrdienst zu Gottesdiensten wieder etabliert wird.

»Mir ist das klare Gespräch wichtig. Man muss über Probleme reden. Gerade auch wer kritisch denkt, soll sich willkommen wissen. Ich habe oft auch mehr Fragen als Antworten«, sagt die 39-Jährige. Bast möchte gerne mehr alternative Gottesdienstformen anbieten. Etwa Taizé-Gebete, Lobpreisabende mit Musik oder Gottesdienste an anderen Orten, wie im Wald oder auf einem Spielplatz. Am Sonntag, 26. Januar, werden die beiden Frauen offiziell während des Gottesdienstes, dieser beginnt um 10 Uhr, in der Belsener Kirche in ihr neues Amt eingesetzt. (GEA)