TÜBINGEN. Mit der Unterzeichnung der EU-Charta für die Gleichstellung von Männern und Frauen auf lokaler Ebene hat sich die Unistadt Tübingen verpflichtet, einen Aktionsplan zu entwickeln und umzusetzen. Diesen hat der Gemeinderat in seiner Sitzung am 29. April einstimmig verabschiedet. »Gleichstellung ist eine Aufgabe, die sämtliche Bereiche kommunalen Handelns betrifft. Der Aktionsplan hilft uns dabei, die Grundsätze der Gleichstellung, denen wir verpflichtet sind, in die Praxis umzusetzen«, sagt Oberbürgermeister Boris Palmer.
Sechs Leitziele
Dem Aktionsplan liegen sechs priorisierte Handlungsfelder und Leitziele zugrunde. Hierzu gehören beispielsweise die Chancengleichheit von Frauen und Männern im Erwerbsleben und eine partnerschaftliche Aufteilung privater Sorgearbeit, gleiche kommunalpolitische und bürgerschaftliche Beteiligungschancen sowie die Vorbeugung von geschlechtsbezogener Gewalt, Sexismus und Diskriminierung.
In den nächsten drei Jahren will die Stadtverwaltung 45 Maßnahmen im Sinne dieser Ziele gemeinsam mit kooperierenden Vereinen und Institutionen umsetzen. Die Umsetzung soll evaluiert und über den Prozess und die Ergebnisse 2024 berichtet werden. Der Plan soll dann entsprechend fortgeschrieben werden.
An der Entwicklung des Plans waren verschiedene Bereiche der Stadtverwaltung, aber auch lokale gleichstellungspolitische Akteurinnen und Akteure aus Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft beteiligt. »Wir schauen nun mit Geschlechterperspektive auf unterschiedliche kommunalpolitische Handlungsfelder. Mit der Umsetzung der EU-Charta schließen wir eine strategische Lücke in unserer lokalen Gleichstellungspolitik«, sagt die städtische Gleichstellungsbeauftragte Luzia Köberlein.
Gleichstellung als Grundrecht und Grundwert von Demokratie ist in der Praxis noch nicht in allen Bereichen durchgesetzt. Nach wie vor sind Frauen in gesellschaftlichen Entscheidungspositionen unterrepräsentiert. Sie verdienen im Durchschnitt weniger als Männer und sind, insbesondere als Alleinerziehende oder im Rentenalter, einem höheren Armutsrisiko ausgesetzt. Auch ist die private Sorgearbeit zwischen Männern und Frauen nicht gerecht verteilt. Zudem erleben immer noch viele Frauen häusliche und sexuelle Gewalt. Der Aktionsplan soll diesen Ungleichheiten entgegenwirken. (GEA)
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