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Früherer Tübinger OB Hans Gmelin nicht mehr Ehrenbürger

Tübinger Gemeinderat fasst einstimmig Beschluss, nachdem die Nazi-Verstrickung des ehemaligen Rathauschefs auch wissenschaftlich ausführlich untersucht worden war

Dem früheren Tübinger OB Hans Gmelin (Mitte), hier mit Nachfolger Eugen Schmid, wurde wegen seiner Nazi-Vergangenheit die Ehrenb
Dem früheren Tübinger OB Hans Gmelin (Mitte), hier mit Nachfolger Eugen Schmid, wurde wegen seiner Nazi-Vergangenheit die Ehrenbürgerwürde aberkannt. Foto: Pacher
Dem früheren Tübinger OB Hans Gmelin (Mitte), hier mit Nachfolger Eugen Schmid, wurde wegen seiner Nazi-Vergangenheit die Ehrenbürgerwürde aberkannt. Foto: Pacher

TÜBINGEN. Hans Gmelin wird aus der Liste der Tübinger Ehrenbürger gestrichen. Gestern setzte der Tübinger Gemeinderat einstimmig dieses symbolische Zeichen, obwohl die Ehrenbürgerwürde juristisch gesehen sowieso mit seinem Tod erloschen war. Zu eindeutig war die Verstrickung von Gmelin, der am 24. Oktober 1954 gewählt worden war und 30 Jahre lang der Universitätsstadt vorstand, in die Nazi-Herrschaft. Für die Deportation von 57 000 Juden aus der Slowakei in die Vernichtungslager zeichnete er maßgeblich mit verantwortlich. »Er war ein Holocaust-Täter«, sagte SPD-Sprecher Martin Sökler. Was jedem der Gemeinderäte klar war, nachdem vor einigen Wochen eine 500-seitige wissenschaftliche Studie über Gmelins Zeit im NS-Regime vorgestellt worden war. Allein die Frage, ob er sich nach dem Krieg gewandelt hatte, sorgte für unterschiedliche Einschätzungen. Zweifellos habe er sich Verdienste um die Stadt erworben, war zwar der Konsens. Aber dass er keine öffentliche Scham oder Reue zeigte, ehemaligen Nazis geholfen hat, aber nicht den Opfern, war für viele der Beleg, dass Gmelin sich nach dem Krieg nicht zum Demokraten geläutert hatte. (al)