Logo
Aktuell Energie

Für Solaranlagen in der Fläche

Bei einer Tagung des Regionalverbands ging es um die Nutzung der Sonne. Ohne Freiflächenanlagen wird die Wende nicht gelingen. Konflikt mit der Landwirtschaft

Solaranlagen
Solaranlagen. Foto: Symbolbild: Adobe Stock
Solaranlagen.
Foto: Symbolbild: Adobe Stock

TÜBINGEN. »Es geht, wenn man es gescheit macht.« Mit diesen Worten betonte Staatssekretär Dr. Andre Baumann vom Umweltministerium Baden-Württemberg bei einer Diskussion zum Thema »Nutzung der Sonnenenergie als Beitrag zur Energiewende«, dass Freiflächensolaranlagen bei einer guten Planung ökologische und ökonomische Vorteile mit sich bringen.

In Kooperation mit der Uni Tübingen und dem Regionalverband ging es laut einer Mitteilung des Regionalverbands um die zunehmende Bedeutung der Sonnenenergie und die damit zusammenhängende Änderung des Regionalplans, die eine moderate Öffnung des Freiraums für solche Anlagen vorsieht. Eugen Höschele, Vorsitzender des Regionalverbands Neckar-Alb, verwies darauf, dass sich bei Infrastrukturvorhaben, etwa der Windkraftplanung in der Region, gezeigt habe, dass die Abwägung zwischen den Ansprüchen auf der einen Seite und die Akzeptanz in der Bevölkerung auf der anderen Seite bewältigt werden muss, was eine große Herausforderung sei.

Baumann betonte, dass die Klimaziele 2030 nicht allein mit dem Ausbau von Dachflächen-Solaranlagen zu erreichen seien. Abgesehen von der Windkraft müssten zusätzlich jährlich in Baden-Württemberg 170 Hektar Freiflächensolaranlagen mit einer Leistung von 110 Megawatt installiert werden. Als Hindernis sieht er die Zurückhaltung in den meisten Gemeinden, einen Bebauungsplan für einen Solarpark aufzustellen. Ein weiteres Hemmnis seien strikte regionalplanerischen Belange, die Solaranlagen auf Freiflächen nicht zulassen.

Protest als Lebenssinn

Professor Olaf Kühne vom Forschungsbereich Geografie der Uni Tübingen stellte Ergebnisse seiner Forschung zur Akzeptanz von Anlagen zur Gewinnung erneuerbarer Energien vor. Demnach sind die hauptsächlichen Träger des Protests reich an Vermögen, Bildung und sozialem Kapital. Sie sind zumeist älter, beruflich nicht erfolglos und männlichen Geschlechts, häufig mit natur- oder ingenieurwissenschaftlichem Grad oder Lehrer. Der Protest erzeuge bei diesen in der Phase nach Beendung der beruflichen Tätigkeit neuen Lebenssinn.

In der Diskussion zeigte sich über die sechs Diskutanten hinweg ein grundsätzlicher Konsens über die Notwendigkeit des Ausbaus der Solaranlagen auch im Außenbereich. Weil die regionale Windkraftplanung aus Gründen des Artenschutzes abgebrochen werden musste, müsse man jetzt in der Region den Fokus verstärkt auf die Solarenergie richten, forderte Dr. Dirk Seidemann, Verbandsdirektor des Regionalverbands.

Dr. Gerhard Bronner verwies auf die geänderte Position des Landesnaturschutzverbands in Sachen Freiflächensolaranlagen. Bei einer guten Planung ergäben sich keine negativen Auswirkungen auf den Artenschutz. Im Gegenteil: Intensiv genutzte landwirtschaftliche Flächen ließen sich ökologisch aufwerten: »Wir müssen aus der Produktion von Energiepflanzen aussteigen.« Solarenergie sei deutlich flächensparender als Bioenergie.

Stefanie Notter, Leiterin der Abteilung Landwirtschaft im Landratsamt, verteidigte die landwirtschaftliche Nutzung. Flächen seien zunehmend knapp, die Nahrungsmittelerzeugung im Land solle gesichert werden. Seit Jahrzehnten gebe die Landwirtschaft Flächen ab für Infrastrukturprojekte, Siedlungserweiterungen und den ökologischen Ausgleich.

Aus dem Publikum kam die Frage, warum derzeit noch so wenige Solarmodule auf Dachflächen installiert seien. Als Gründe wurden der hohe bürokratische Aufwand und die fehlende Information der Bürger über die finanziellen Vorteile genannt. Um den Ausbau an Solaranlagen voranzutreiben, sei daher die Information der Öffentlichkeit entscheidend. (pm)