KREIS TÜBINGEN. Sie müssen sowieso schon jeden Cent zweimal umdrehen, aber explodierende Lebenshaltungskosten bringen sie jetzt endgültig ans Limit: Im Landkreis Tübingen arbeiten rund 6.100 Menschen zum Niedriglohn. Und das, obwohl sie einen Vollzeitjob haben. Darauf weist die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten hin. Die NGG Stuttgart beruft sich hierbei auf eine Statistik der Bundesagentur für Arbeit. Danach liegen zwölf Prozent aller Vollzeitbeschäftigten im Landkreis Tübingen beim Einkommen unter der amtlichen Niedriglohnschwelle von derzeit 2.344 Euro brutto im Monat.
»In Restaurants, Hotels, Bäckereien und Metzgereien arbeiten besonders viele Menschen zu Minilöhnen. Die rasant steigenden Preise für Energie und Lebensmittel treffen sie mit voller Wucht«, sagt Hartmut Zacher. Für den Geschäftsführer der NGG-Region Stuttgart ist es deshalb jetzt nötig, »Lohn-Täler anzuheben«. Ziel sei es, möglichst viele Beschäftigte im Landkreis Tübingen von einem »kräftigen Lohn-Plus« profitieren zu lassen. »Wenn das neue Jahr eine ›Lohn-Headline‹ hat, dann: 10 Prozent plus X«, so Zacher.
Die NGG habe sich deshalb für 2023 vorgenommen, eine kräftige und dauerhafte Erhöhung der Löhne durchzusetzen – bei Tarifverhandlungen für ganze Branchen genauso wie bei Haustarifverträgen mit einzelnen Betrieben. »Denn die Verbraucherpreise werden oben bleiben. Ziel ist es deshalb, die Einstiegslöhne auf mindestens 13 Euro pro Stunde anzuheben«, macht NGG-Geschäftsführer Hartmut Zacher klar.
Neben notwendigen, dauerhaft höheren Löhnen und Gehältern werde sich die NGG Stuttgart zusätzlich auch für die kurzfristig wirksame Inflationsausgleichsprämie starkmachen. »Bis zu 3 000 Euro ohne Steuern und ohne Abgaben sind ein gutes und zusätzliches Instrument, das die Bundesregierung den Unternehmen an die Hand gegeben hat, um Beschäftigten über die ›Klippen der Krise‹ zu helfen«, so Zacher.
»Vom Einkauf im Supermarkt bis zum Haarschnitt beim Friseur – überall wird es teurer. So teuer, dass sich gerade Geringverdiener viele Dinge des täglichen Bedarfs nicht mehr leisten können«, warnt Zacher. (pm)