KREIS TÜBINGEN. Hilfe für versauerte Waldböden: Am Montag, 2. September, starten die Förster des Landratsamts Tübingen auf den Staatswaldflächen des Revieres Pfrondorf mit einer Bodenschutzkalkung. Die für die Kalkung vorgesehenen Waldgebiete liegen auf der Gemarkung Pfrondorf und der Gemarkung Dettenhausen zwischen der Kreisstraße K 6912 im Westen und der Kreisgrenze zum Landkreis Reutlingen im Osten sowie vom Roten Tor im Süden bis zu Teilflächen vom Schwarzen Hau nördlich der B 464.
Je nach Wetterlage wird die »Fitnesskur« den ganzen September in Anspruch nehmen. Während dieser Zeit müssen Besucher damit rechnen, dass der Zugang zu den betroffenen Waldgebieten kurzfristig eingeschränkt wird. Dann werden Hinweisschilder aufgestellt.
Die Industrialisierung hat den Zustand der Waldböden nachhaltig beeinflusst. Massive Säureeinträge in den Boden haben dazu geführt, dass Nährstoffe ausgewaschen wurden und ein für viele Bodenlebewesen zu saures Milieu entstand. Als Folge sind viele Waldböden in ihrer Funktion als Trinkwasserfilter, Pflanzenstandort und Lebensraum nur noch eingeschränkt funktionsfähig.
Diese Schäden durch die Bodenversauerung aus der Vergangenheit können die Waldböden allenfalls nur zu Teilen selbstständig regenerieren, was den Wald als Ökosystem und seine Funktion belastet. Mit der Ausbringung von Kalk sollen die Versauerung der Waldböden abgemildert und die natürlichen Regenerationsprozesse der Böden unterstützt werden. Damit wird eine gute Basis für klimastabile Wälder und ihre vielen wichtigen Funktionen geschaffen.
Einschränkungen für Besucher
Die Abteilung Forst des Landratsamts Tübingen hat im vergangenen Jahr erstmals damit begonnen, Bodenschutzkalkungen vorzunehmen. Seit rund zehn Jahren werden landesweit dafür Gemische aus Dolomit, Holzasche und Wasser eingesetzt. Das Material wird mittels spezieller Fahrzeuge vom Boden aus verblasen, was eine kurzfristige, aber erhebliche Staubentwicklung zur Folge hat. Eine gesundheitliche Gefährdung für Menschen und Tiere durch das Kalkmaterial besteht nicht.
In den benannten Waldgebieten werden während der Ausbringung Wege gesperrt. Außerdem sind wegen der Materialanlieferungen Lastwagen unterwegs. Bis zum nächsten Regen kann es zu Kalkbelägen auf Pflanzen und Bäumen kommen, die dann in den Boden gespült werden. Die Forstverwaltung rät Besuchern deshalb, vor dem nächsten Spaziergang im Wald einen Regenschauer abzuwarten.
Die Forstbehörde des Landratsamts Tübingen ist verantwortlich für die Aktion. Für die Bodenschutzkalkung wurden die Informationen über den Bodenzustand durch die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg herangezogen und durch Bodenproben vor Ort ergänzt. Auf diesen Grundlagen werden Karten erstellt, die als Planungsgrundlage dienen. Darin sind Kalkungsflächen, empfindliche Ausschlussbereiche, die geeignete Materialmischung und eine Empfehlung zur Art der Ausbringung dargestellt. Auf Grundlage dieser Karten erfolgt eine Abstimmung mit der Naturschutz- und Wasserbehörde. (la)
ZUSCHÜSSE VON DER EU
Für die Bodenschutzkalkung gibt es Zuschüsse von der EU, bei unter 30 Hektar in Höhe von 100 Prozent der Nettokosten, bei größeren Gebieten mit 90 Prozent. Die Preise differieren je nach Verfahren und dem Material. Informationen, Förderanträge und weitere Unterlagen gibt es bei der unteren Forstbehörde. (a)