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Dynamisch und gut gelaunt: Das Konzert des Mössinger Harmonika-Clubs

Dem Orchester des Harmonika-Clubs Mössingen merkt man an, wie sehr es dem Ensemble Spaß macht zusammen zu musizieren: Beim Jahreskonzert am Samstag in der Aula des Mössinger Quenstedt-Gymnasiums spielte das von Viktor Oßwald dirigierte Orchester vor run 200 Zuhörern.

Dirigent Viktor Oßwald in Aktion.
Dirigent Viktor Oßwald in Aktion. Foto: Michael Sturm
Dirigent Viktor Oßwald in Aktion.
Foto: Michael Sturm

MÖSSINGEN. Das Orchester des Harmonika-Clubs Mössingen war in der Vergangenheit, gemessen an der reinen Anzahl der Musizierenden, schon stärker aufgestellt. An Qualität hat die aktuelle Formation jedoch noch zugelegt: Drei Stimmen, mit je vier Musikern besetzt, zwei Bässe, Karin Tonn an Keyboard und Elektronium, Pianistin Birgitta Rath und der von der Musikschule Renningen ausgeliehene Schlagzeuger Thomas Amann saßen am Samstag auf der Bühne.

Dieses Ensemble hatte Spaß. Dafür sorgte Dirigent Viktor Oßwald: Er wählte geschickt Melodien aus, die seinem Orchester lagen. Das begann mit den Ouvertüren vor und nach der Pause, jeweils vom niederländischen Orchester-Komponisten Jacob de Haan, der in den frühen 1980er-Jahren hauptsächlich mit Kompositionen für Blasmusiker bekannt geworden war.

Musik, die Bilder hervorruft

De Haan hat ein Händchen für abwechslungsreiche Kompositionen, die ganze Orchester, und damit auch deren Publikum, in Atem halten. Zum Auftakt: »Free World Fantasy«, 1987 zum Befreiungstag der Provinz Groningen geschrieben. Darin vermischte der Komponist Unterhaltungsmusik und ernste Musik zu einer Stilart, die Bilder hervorruft, die an Filmmusik erinnern. Darauf folgte John Lennons »Imagine«, von Viktor Oßwalds Lieblingsarrangeur Hans-Günther Kölz aus Esslingen bearbeitet, ein opulentes Orchester-Arrangement.

Chansons ohne Akkordeon? Möglich, aber wenig wahrscheinlich

Das anschließende Medley aus ursprünglich von Edith Piaf gesungenen Chansons hielten die beiden Bassakkordeons zusammen. Vom schwungvollen »La Vie en Rose« bis zum dynamisch intonierten »Non, je ne regrette rien« – das ohne Akkordeons ohnehin kaum vorstellbar wäre – bot das Orchester ein breites Panorama an Klangfarben. Wunderschön! Dasselbe galt für das nächstes Stück, ebenfalls eins, das man sich zunächst kaum im Akkordeon-Gewand vorstellen kann: »Altes Fieber« von den Toten Hosen. Doch auch dies funktionierte einwandfrei, ehe das Orchester in ein Medley aus sechs Versatzstücken des amerikanischen Komponisten George Gershwin überging.

Ehrenmitglied Horst Engstler: Mit 91 Jahren immer noch fit

Nach den Ehrungen von Gudrun Bühler, Günter Dürr und Ehrenmitglied Horst Engstler, 91 Jahre alt und langjähriger Schlagzeuger des Ensembles, ging es in die Pause. Danach setzte das Orchester mit de Haans »La Storia« ein. Ebenfalls ein üppiges Werk, das der Komponist seinem Vorbild Ennio Morricone widmete, einem der bekanntestem Filmkomponisten überhaupt. Vom »Rojo Tango« bis zu »Gabriellas Song«, von »Danza Kuduro« bis »Cotton Eye Joe«: Das Orchester bewies, dass es so ziemlich alle Musikrichtungen kann.

Highlight dann: die Zugaben. Für »Highland Cathedral« standen zwar keine Dudelsäcke zur Verfügung, wie es das Original erfordert, doch das Mössinger Orchester hat ja Karin Tonn. Sie entlockte ihrem Elektronium (ein elektrisches Akkordeon, das ähnliche Möglichkeiten wie ein Synthesizer bietet) zumindest Dudelsack-ähnliche Töne. Das passte so. Auch das ging am Samstag: Queens »We Will Rock You« in der Akkordeon-Version. Zurecht viel Applaus. (GEA)