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Die Tübinger Frauenklinik wird erweitert

Die Tübinger Frauenklinik feiert ihr 133-jähriges Bestehen. In Zukunft wird sie erheblich erweitert. Denn durch die Zentralisierung der Kliniklandschaft werden mehr Patientinnen aufgenommen.

Sara Brucker, Ärztliche Direktorin der Frauenklinik, und Andreas Hartkopf, Ärztlicher Direktor des Forschungsinstitutes für Frau
Sara Brucker, Ärztliche Direktorin der Frauenklinik, und Andreas Hartkopf, Ärztlicher Direktor des Forschungsinstitutes für Frauengesundheit, arbeiten auf dem neuesten Stand der Technik. Foto: Nadine Nowara
Sara Brucker, Ärztliche Direktorin der Frauenklinik, und Andreas Hartkopf, Ärztlicher Direktor des Forschungsinstitutes für Frauengesundheit, arbeiten auf dem neuesten Stand der Technik.
Foto: Nadine Nowara

TÜBINGEN. »Die Tübinger Frauenklinik ist eine der europaweit größten und steht in diesem Jahr weltweit auf Platz vier eines Rankings des Nachrichtenmagazins Newsweek im Bereich der Gynäkologie und Geburtshilfe«, sagt Diethelm Wallwiener, Ärztlicher Senior Professor. Am Freitag wurde der 130. Geburtstag gefeiert. Eigentlich ist es der 133. Durch Corona wurden die Feierlichkeiten verschoben. In der Tübinger Frauenklinik erblicken jährlich mehr als 3.500 Kinder das Licht der Welt und nahezu 10.000 Operationen werden durchgeführt.

Das Department für Frauengesundheit besteht aus der Frauenklinik und einem Forschungsinstitut. Vernetzungen sind insbesondere auch für den Bachelor- und Masterstudiengang der Hebammenwissenschaften wichtig. Forschung und medizinische Versorgung gehen so Hand in Hand. »Bei uns laufen bis zu 150 Studien zu Brustkrebs, operativer Gynäkologie, Endometriose, Pränataldiagnostik und Geburtshilfe«, listet Andreas Hartkopf, Ärztlicher Direktor des Forschungsinstitutes für Frauengesundheit, auf.

In den vergangenen Jahrzehnten sei an der Frauenklinik viel angestoßen worden. Wallwiener hebt die Minimalinvasive Operationen hervor, auch bekannt als Schlüssellochtechnik. »Diese haben wir mitinitiiert. Bei einer Endoskopie gibt es weniger Risiko als bei Bauchschnitten. Die Patienten sind auch schneller wieder fit.«

Vorne mit dabei bei neuen Technologien

Wegweisend sei die Frauenklinik auch bei zertifizierten Brustzentren gewesen. Sie war 2002 deutschlandweit die erste Klinik. »Die Überlebenswahrscheinlichkeit der Krebs-Patientinnen steigt um 25 Prozent, wenn sie in einer zertifizierten Klinik behandelt werden«, sagt Wallwiener. »Es lohnt sich also wirklich, einige Kilometer weiter in eine andere Klinik zu fahren.« »Jede achte Frau erkrankt in Deutschland an Brustkrebs«, gibt Hartkopf zu bedenken.

Robotertechnologie kommt in der Frauenklinik bei komplizierten Eingriffen zum Einsatz. Ein Roboterarm kommt, was gerade auch bei feinen Bewegungen von Vorteil ist, zum Einsatz. »Für die Kollegen bedeutet das weniger Belastung. Sie können während der Operationen, die manchmal mehrere Stunden dauern, sitzen und den Arm mit einem Joystick steuern«, sagt Brucker. Per Videokamera, natürlich müssen die Patientinnen vorher einwilligen, können die Operationen auf einem Bildschirm in hoher Auflösung übertragen werden. »Manche Strukturen würde man mit dem bloßen Auge so gar nicht erkennen können«, ergänzt Hartkopf.

Mehr Patientinnen im kommenden Jahr

Ab 2025 wird die Frauenklinik mehr Patientinnen aufnehmen. Denn Kreißsäle in der Region werden im Zuge der Krankenhausreform geschlossen. Unter anderem sollen extrem frühgeborene Babys in spezialisierten Kliniken wie der Tübinger Frauenklinik betreut werden. In nächster Zeit wird investiert: Ein Anbau ist für das Mutter-Kind-Zentrum geplant. Die Kosten für das etwa 50 Millionen teure Projekt werden von der Landesregierung übernommen. Baubeginn ist im Juli, die geplante Fertigstellung für 2027 geplant. Eine neue neonatologische Intensivstation soll Mitte 2025 eröffnet werden.

Unter anderem kann durch die Vergrößerung der Klinik die OP-Kapazität gesteigert werden. »60 Prozent der Geburten in unserer Klinik werden in Zukunft Risikogeburten sein. Dass diese Kinder in der Tübinger Frauenklinik auf die Welt kommen, ist richtig, weil wir hier die Expertise haben«, erklärt Sara Brucker, Ärztliche Direktorin der Frauenklinik. Es gehe aber auch schlichtweg um die Übung. »Man möchte ja schließlich auch nicht von einem Piloten geflogen werden, der einmal im Jahre in einem Flugzeug sitzt«, so Hartkopf.

Schwerpunkt Prävention

Brucker schätzt, dass in den nächsten Jahrzehnten etwa 30 Prozent mehr Krebspatientinnen an der Tübinger Frauenklinik behandelt werden. Auch das Kinderwunschzentrum wird durch den Anbau vergrößert. »Etwa jedes siebte Paar in Deutschland benötigt eine Kinderwunschbehandlung, um schwanger zu werden«, merkt Brucker an.

Prävention sei ein wichtiger Schwerpunkt in der Arbeit der Klinik, sagt Hartkopf. Denn beispielsweise Schwangerschaftsbluthochdruck und Schwangerschaftsdiabetes können zu späteren Erkrankungen führen. Auch auf Impfungen, wie etwa gegen das HPV-Virus mache er aufmerksam. Bei Vorsorgeuntersuchungen könne etwa auch frühzeitig festgestellt werden, wie hoch Risikofaktoren für Krebserkrankungen seien. (GEA)