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Die Parkraum-Not an der Tübinger Uniklinik wird zum Problem

Die Klinikleitung fordert angesichts des Wachstums einen Anbau des Parkhauses auf dem Schnarrenberg.

Das Parkhaus an der Tübinger Uniklinik.
Das Parkhaus an der Tübinger Uniklinik. Foto: Joachim Kreibich
Das Parkhaus an der Tübinger Uniklinik.
Foto: Joachim Kreibich

TÜBINGEN. Im Schnelldurchgang geht’s durch die laufenden und künftigen Bau-Vorhaben bis 2026. In einer halben Stunde skizzieren Klinikchef Michael Bamberg und der für strategische Bauplanung zuständige Markus Till die nötigen Maßnahmen in einer Größenordnung von zusammen nicht viel weniger als einer halben Milliarde Euro. Die Botschaft ist eindeutig: Die Uniklinik wächst und braucht viel Geld, um ihre ambitionierten Aufgaben in Forschung, Ausbildung und Versorgung der Patienten zu erfüllen.

Daniel Lede Abal, Landtagsabgeordneter der Grünen, hatte sich am Mittwoch angekündigt. Bamberg nutzte die Gelegenheit, um darzustellen, wofür man Unterstützung braucht. Beim immensen Investitions-Programm zum Beispiel, bei der Gewinnung von Mitarbeitern für die Pflege – auch aus dem Ausland – und bei der Lösung der Parkprobleme.

»Jetzt wird’s ein bisschen schmerzhaft«, warnte Bamberg den Grünen. Parkhäuser zu bauen ist bei der Ökofraktion im Landtag nicht populär. Markus Till bat dennoch genau darum. »Wir hätten gerne einen Anbau an das bestehende Parkhaus bei der Medizinischen Klinik.« Fünf Ebenen à 70 Plätze, macht 350 Stellplätze. Das würde helfen.

Ein Viertel fährt mit Jobticket

Petra Lindner, Leiterin der Gebäudewirtschaft, war extra aus dem Urlaub herbeigeeilt, um dem Abgeordneten die Dringlichkeit vor Augen zu führen. Sie spricht von »Parkraumnotstand«. Ihre Erfahrung: »Wenn’s um die Einstellung von Mitarbeitern geht, fragen die als Erstes ›kann ich einen Parkplatz bekommen?‹« Die Uniklinik braucht Personal, viele sind aufs Auto angewiesen.

Die vielen Bau-Aktivitäten werden das Problem verschärfen. Aktuell hat’s gut 200 Beschäftigte, die zwar alle Voraussetzungen für eine Berechtigung als Dauerparker erfüllen, denen das aber nichts nützt, weil die Abstellplätze fehlen. Seit Jahresbeginn hat Lindner die Ausgabe von Parkausweisen gestoppt. Nur in ganz akuten Fällen kann sie eine Ausnahme machen. Das Wachstum auf dem Schnarrenberg sorgt dafür, dass die Lage noch schwieriger wird. Zumal auch bisher freie Flächen wegfallen werden, weil sie zugebaut werden.

Rund 2 300 Mitarbeiter nutzen das Jobticket und kommen mit dem Bus – das entspricht fast einem Viertel der Beschäftigten. Die Quote ist nicht leicht zu steigern. Innerhalb von Tübingen fahren viele Busse, auch in den kritischen Zeiten morgens und abends. Aber den Berufspendlern von weiter weg hilft das oft nichts. Jürgen Bunzel vom Technischen Betriebsamt macht darauf aufmerksam, dass der Bus oft weg ist und nicht auf Umsteiger wartet, wenn der Zug mal Verspätung hat.

Der Festplatz-Shuttle, den man vorübergehend eingerichtet hatte, hat nicht so richtig funktioniert, räumt Bamberg ein. Das Auto hinter dem Freibad abstellen und dann direkt mit dem Bus hoch in die Klinik? Das schien den Beschäftigten nicht wirklich attraktiv. Lede Abal spendet Trost: »Park und Ride wird relevant, sobald die Stadtbahn fährt.«

Verkehrsplaner beauftragt

Betroffen sind natürlich neben den Beschäftigten auch die Patienten. Bei 350 000 ambulanten Fällen im Jahr und 70 000, die stationär aufgenommen werden, eine hohe Zahl. Wer zur Untersuchung muss und keinen Parkplatz findet, wird leicht nervös.

Wie Till hervorhob, legt man in den Chef-Etagen die Hände nicht in den Schoß. »Wir tun alles, was möglich ist.« Unter anderem hat man eigens einen Verkehrsplaner beauftragt, weitere Vorschläge zu machen. Lindner berichtet, dass man die Parkgebühren für die Mieter der Personal- und Schülerwohnheime erhöht hat. Das war auch als Abschreckung gedacht nach der Devise: Vielleicht verzichten die Leute aufs Auto, wenn sie sehen, dass Parken immer teurer wird. Aber der Effekt blieb aus. »Es hat niemand seinen Parkplatz gekündigt.«

Lede Abal hört solche Klagen nicht zum ersten Mal. »Das Grundproblem ist, dass die Kliniken sozusagen hinter der Stadt liegen.« Die Zufahrtswege sind dadurch für Auswärtige länger und schwieriger. Der Abgeordnete will noch mal auf den Personalrat zukommen. Dessen stellvertretender Vorsitzender Lothar Wuetz-Botsch bestätigt: »Hier oben ist es einfach voll.« (GEA)