GOMARINGEN. Ein blumengeschmückter Sitzungssaal, gut gefüllte Zuschauerreihen - im Gomaringer Rathaus war am Dienstagabend auf einen Blick der besondere Anlass zu erkennen. Es galt, langjährige Gemeinderatsmitglieder zu ehren, ausscheidende zu verabschieden und das neue Gremium ins Amt einzusetzen. Fünf Mitglieder haben viele Jahre Kommunalpolitik in Gomaringen mitgestaltet, einer davon, Friedhelm Haas, hat den Ratstisch nun für immer verlassen.
»Jede Straße, jedes Gerücht - Du kanntest einfach alles in Gomaringen«, sagte Daniela Diestel (SPD) zur Verabschiedung ihres Fraktionskollegen Haas. Kein Wunder, schließlich ist Haas von Beruf Briefträger. Das hat ihm im Ort eine große Popularität verschafft. Für seine Fraktion holte er zuverlässig Rekordwerte bei den Wahlen. Lange war er der Stimmenkönig in Gomaringen. »Sie redeten nicht viel im Rat, aber wenn Sie was sagten, dann hatte es Gewicht«, sagte Bürgermeister Steffen Heß. Haas sei stets ein guter Zuhörer gewesen, der nie jemand abgestempelt habe. »Mehr Zeit zum Schlafen, mehr Zeit für Dich«, wünschte Diestel Haas zum Abschied nach 30 Jahren. Sie werde ihn und seine Anekdoten in den Fraktionssitzungen vermissen.
Ehrungen für 30 und 10 Jahren Kommunalpolitik
Im gleichen Jahr wie Haas kam Petra Rupp-Wiese in den Gemeinderat. Auch sie wurde für 30 Jahre ehrenamtlicher Tätigkeit in der Kommunalpolitik geehrt. 1994 hatte Gomaringen 7.600 Einwohner, jetzt sind es rund 9.000 Einwohner. Das Haushaltsvolumen von damals 12,4 Millionen Euro hat sich in dieser Zeit fast verdreifacht. »Mit dem Herz auf der Lippe«, so beschrieb Heß die Rechtsanwältin. Sie sei ein »Mensch, der nachfasst und dranbleibt.« Ihr Verhältnis zueinander sei zu Beginn »etwas holprig« gewesen, sagte der Bürgermeister. »In der Zwischenzeit schätzen wir uns.« Rupp-Wiese war gegen ihn in der Bürgermeisterwahl 2012 angetreten.
Ehrungen gab es auch für Daniela Diestel (SPD), Daniel Leibßle (CDU), Hartmut Rombach (Grüne) und Christa Stöhr. Alle vier wurden 2014 ins Gremium gewählt und sind dort auch künftig vertreten. »Geradlinig und wehrhaft«, sei Diestel, ganz ähnlich wie ihre Namensvetterin, die Pflanze. Gemeinsam habe man sich dann über eine Einigung gefreut, so Heß. »Einer der Stillen im Rat« sei dagegen Leibßle. »Gute Argumente und ein gesunder Menschenverstand« zeichneten den CDU-Gemeinderat aus. Als »alten Hasen mit Lebenserfahrung« beschrieb Heß Rombach. Ein »typischer Grüner« der die Themen nüchtern und ganzheitlich betrachte. »Streitbar für Stockach«, das sagte Heß über Stöhr. Nach Argumenten von ihr bliebe dem Gomaringer Gemeinderat »gar nichts mehr anderes übrig, als zuzustimmen«.

Ausgeschieden aus dem aktuellen Gemeinderat sind Thomas Schaper (CDU), Jörg Wiedemann (SPD), Jonas Puhm (Grüne), Louis Renz und Dietrich Rebstock (Grüne). Neu ins Gremium gewählt wurden Jochen Pflumm (FWV), Nadja Rensch (CDU), Gabriele Häfele (CDU), Tobias Droste (CDU), Elena Schreibauer (Grüne) und Heinz Schuker. Zwei Pädagogen und zwei Ärzte sind darunter: Droste ist stellvertretender Schulleiter der Tübinger Mathilde-Weber-Schule, Häfele leitet das Reutlinger Isolde-Kurz-Gymnasium. Rensch ist Allgemeinmedizinerin. Auch Schreibauer ist Ärztin und Mutter dreier Kinder. Pflumm ist Gomaringer Unternehmer und Schuker setzt sich für regenerative Energien ein.
Eine der ersten Aufgaben des neuen Gremiums war die Wahl der Stellvertreter für den Bürgermeister. Gewählt wurde Kirsten Gaiser-Dölker (FW) bei einer Gegenstimme von Maximilian Föll (SPD). Gudrun Bühler (CDU), Petra Rupp-Wiese (Grüne) und Daniela Diestel (SPD) wurden einstimmig gewählt.
Christa Stöhr wurde schon am Montag einstimmig vom Ortschaftsrat erneut zur Ortsvorsteherin gewählt. Dieses Votum bestätigte nun der Gemeinderat. (GEA)