TÜBINGEN. »Keine Profite mit meiner Miete«, »Gutes Leben für alle« und »Leerstand? Besetzen!« skandierten rund 70 Menschen am Samstagnachmittag in der Tübinger Altstadt. Zur Demonstration gegen steigende Mietpreise und Wohnungsleerstände versammelten sich Vertreter verschiedener Organisationen am Haagtorplatz und marschierten bis zum Geschwister-Scholl-Platz. Unter den vorangehenden Sprechern befanden sich viele junge Menschen und Studenten wie die Mitglieder des Antiautoritärentreffs und dem Studierendenrat, die ein »Zuhause, über das man sich keine Sorgen machen muss« und »das Ende von Wohnraum als Ware« forderten.
Mehr Sozialwohnungen gefordert
»Wir brauchen einen Mietdeckel und Gesetze gegen Mietwucher« appellierten Manuel Dieterich und Marc Amann vom Wohnraumbündnis und kritisierten den Wohnhandel in der Stadt, der nur auf privaten Profit ausgelegt sei. In Gebieten wie der Südstadt käme es zu häufig zu Verdrängungen, die es von nun an zu stoppen gilt, so die beiden Redner. Außerdem müsse die Anzahl an Sozialwohnungen im ganzen Land wieder steigen, um die Notlage zu lösen. Teilnehmer der Freien Arbeiter*innen Union und des Arbeitslosentreffs übten außerdem Kritik an der Politik, »die sich lieber mit Lobbyisten der Vermieterseite statt Mietvereinigungen trifft«.
Ebenfalls Teil der Demonstration war die Projektgruppe »Siggi 11«, die seit Ende September das Gebäude Sigwartstraße 11 in Tübingen besetzen. Sie teilten mit, dass der aktuelle Eigentümer des Hauses, der Landesbetrieb Vermögen und Bau Baden-Württemberg (VBA), nach dem medialen Aufruhr zwar zu Gesprächen bereit gewesen sei, aber gemeinsam mit der Stadt keinen konkreten Plan zur Zukunft der Wohnung aufzeigen konnte. Die Gruppe kündigte an, dass Studierende sich weiter gegen Leerstände und Vertreibungen wehren würden und erklärten die Sigwartstraße 11 weiterhin für besetzt.
Beim zwei Stunden langen Protest durch die Altstadt schlossen sich immer wieder Interessierte der Menschenmenge an, so auch beim Halt am Holzmarkt. Hier warnten die Sprecher vor rechten Parteien, »die die Krise instrumentalisieren wollen« und bemängelten die fehlende Unterstützung für Menschen mit geringem Einkommen bei der Wohnungssuche. Die Demo sorgte im weiteren Verlauf neben lauten Parolen wie »wenn die Mieten steigen, gilt es zu enteignen« oder »Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns den Wohnraum klaut«, auch durch einzelne Rauchkörper in der Mühlstraße für Aufsehen. Die Aktion verlief friedlich und ging noch bis in den Abend weiter, wo sich alle teilnehmenden Organisation für ein Protestcamp und einen Markt der Möglichkeiten im Botanischen Garten trafen. (GEA)