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Aktuell Bildung

Das neue Schuljahr in der Region startet mit mehr Grundschülern

Am Freitag hat das Regierungspräsidium Tübingen die aktuellen Zahlen zum Schuljahresbeginn 2024/25 vorgestellt. In den neun zuständigen Landkreisen wurden genug Lehrer und Quereinsteiger gefunden, um den Pflichtunterricht in den Schulen zu gewährleisten. Zudem können sich einige Schulen über neue Fördermittel freuen. Davon profitieren besonders die schwächeren Einrichtungen.

Im kommenden Schuljahr wird es im Bezirk des Regierungspräsidiums Tübingen deutlich mehr Grundschüler als üblich geben.
Im kommenden Schuljahr wird es im Bezirk des Regierungspräsidiums Tübingen deutlich mehr Grundschüler als üblich geben. Foto: Sven Hoppe/dpa
Im kommenden Schuljahr wird es im Bezirk des Regierungspräsidiums Tübingen deutlich mehr Grundschüler als üblich geben.
Foto: Sven Hoppe/dpa

TÜBINGEN. Die Botschaft am Freitagmittag war klar: Die öffentlichen Schulen im Bezirk des Regierungspräsidiums (RP) Tübingen sind für das am Montag beginnende Schuljahr gut aufgestellt. »Es werden rund vier Prozent mehr Erstklässler als noch im Vorjahr mit ihrer Schulausbildung anfangen«, erklärte Martin Fouqué, Leiter des Staatlichen Schulamtes Tübingen. »Besonders in den Landkreisen Tübingen und Reutlingen sieht's gut aus.« Susanne Pacher, Leiterin der Abteilung Schule und Bildung am Regierungspräsidium Tübingen, ergänzte: »Es fangen in diesem Jahr deutlich mehr Grundschüler als sonst an.« Eine ähnlich positive Bilanz stellte das RP Tübingen bezüglich der Anzahl der Lehrkräfte auf: »Wir konnten eine hundertprozentige Abdeckung des Pflichtunterrichts erzielen«, sagte Pacher. »Aber wir haben auch wirklich alles eingestellt, was uns zur Verfügung stand.«

Neun Landkreise unterstehen dem Regierungspräsidium Tübingen im Bereich der öffentlichen Schulen. Neben Tübingen und Reutlingen sind das die Kreise Alb-Donau, Biberach, Ulm, Ravensburg, Bodensee, Zollernalb und Sigmaringen. Insgesamt werden - so das Ergebnis einer Abfrage bei den Bildungseinrichtungen und Behörden - 238.066 Kinder und Jugendliche im kommenden Schuljahr unterrichtet. Das sind 5.325 Schüler und damit 2,3 Prozent mehr als noch im vergangene Jahr. Im Landkreis Tübingen rechnet das RP Tübingen mit 21.724 Schülern in allen erfassten Bildungseinrichtungen. Dazu gehören neben den Grundschulen, Haupt- und Werkrealschulen, Realschulen und Gymnasien auch die Gemeinschaftsschulen und Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ).

Pensionswelle ebbt ab

Während die Gesamtschülerzahlen im Vergleich zum Vorjahr in den Bereichen der Beruflichen Schulen stagnieren (plus 0,8 Prozent) oder wie bei den Haupt- und Werkrealschulen sogar rückläufig sind (minus 2,2 Prozent), wachsen die Neuzugänge in den SBBZ (plus 4,3 Prozent) und in den Grundschulen (plus 4,1 Prozent) am stärksten an. »Da wirkt sich jetzt auch die Erhöhung der Studienplätze beim Grundschullehramt aus«, erklärte Pacher. Ein weiterer Faktor sei das Alter: »Die Pensionswelle ebbt ab.« Auch verzeichne man in diesem Jahr mehr Rückkehrer aus der Elternzeit.

Von den präsidiumsweit 625 neu eingestellten Lehrkräften entfallen 176 Deputate auf Grundschulen und Primarstufen an Gemeinschaftsschulen, 76 Stellen auf die Haupt- und Werkrealschulen sowie an die Sekundarstufen an Gemeinschaftsschulen. 56 Deputate fallen auf Realschulen und 89 auf Gymnasien - die zusätzlich noch 34 Stellen für Fachlehrkräfte besetzen konnten. An den Berufsschulen wurden 133 neue Lehrer eingestellt, plus 20 technische Lehrkräfte. 15 Personen fangen als Quereinsteiger an.

Tübingen bei Lehrern sehr beliebt

Trotz der »nahezu hundertprozentigen Abdeckung« durch Lehrkräfte, wie Pacher und Fouqué betonten, ist die Stellenanzahl doch sehr auf Kante genäht. Einen breiten »Puffer« bei Ausfällen durch Krankheit, Kündigung oder Elternzeit gebe es nicht. »Da wäre eine Abdeckung von 105 bis 110 Prozent wünschenswert«, erklärte Fouqué. Dem Problem sei aber durch eine Verringerung der Teilzeit oder Mehrarbeitsvergütung beizukommen. »Da hilft dann aber nur bitten und fragen, wenn der Bedarf besteht«, bemerkte Pacher. Auch gebe es Pensionäre, die an ihren alten Schulen aushelfen würden. Ein Aushilfs- oder Springer-System würde nur in bestimmten Schulformen wie der fachlich unspezifischen Grundschule und in ohnehin bereits engmaschig versorgten Gebieten funktionieren. Grundsätzlich betonte Schulamtsleiter Fouqué: »Alle Schulen - egal wo im Bereich des RP Tübingen - sind arbeitsfähig. Es ist ein Erfolg, dass das so gelungen ist.«

Selbstverständlich sei das nicht. Denn wie in allen Berufen gebe es mehr oder weniger attraktive Stellen. »Nach Tübingen möchte so gut wie fast jede Lehrkraft«, sagte Pacher. Ländliche Regionen wie die Alb oder der Schwarzwald müssten jedes Jahr wieder um genug Lehrer ringen. Lösungen für das Problem könnten Jahresverträge oder der Direkt- oder Quereinstieg sein, ebenso wie die Gründung neuer Seminare für den Nachwuchs. »Da erkennen wir Klebeeffekte: Viele Lehrer, die ihr Referendariat in ländlicheren Regionen machen, wollen danach auch dort bleiben«, so Pacher.

260 Millionen Euro für 450 Schulen

Um die Qualität der Lehre zu stärken, werden im neuen Schuljahr insbesondere zwei Förderprojekte zutragen kommen: spezifische Ziel- und Leistungsvereinbarungen und das Bundesprogramm Startchancen. »Die Ziel- und Leistungsvereinbarungen werden individuell mit den Schulen geschlossen«, erklärte Pacher. Dabei beraten die Einrichtungen zusammen mit der Schulaufsicht, in welchen Bereichen Handlungsbedarf bestehe. »Das wird auch mit den Schülern zusammen gemacht«, so Pacher. Durch akribische Datenerhebung und einem Statusgespräch soll schließlich soll eine Lösung für das individuelle Problem der Schule gefunden werden - wie beispielsweise Deutschkurse für Kinder mit Sprachschwierigkeiten oder Coaching-Angebote für emotional angeschlagene Schüler.

Das Bundesförderprogramm Startchancen ist eine Finanzspritze für Schulen, die viele Kinder aus sozial prekären Verhältnissen unterrichten. »Damit wollen wir die Bildungserfolge vom Elternhaus abkoppeln«, erklärte Fouqué. Schulen können sich nicht auf Programm bewerben, sondern werden ausgesucht. Die Förderung ist auf zehn Jahre angelegt, Bund und Land investieren dazu jährlich rund 260 Millionen Euro. Insgesamt 19 Schulen aus dem Bereich des RP Tübingen werden durch das Programm unterstützt, landesweit werden es 450 Schulen sein. Das Geld kann sowohl für mehr Lehrstellen als auch begleitende Projekte wie psychologische Betreuung oder Bauvorhaben eingesetzt werden. »Das große Ziel wäre es, 50 Prozent der Schulen über den Mindeststand hinauszubekommen«, erklärte Pacher. Der werde von den förderungsfähigen Schulen bislang nämlich nicht erreicht. (GEA)