Logo
Aktuell Jubiläum

Bewegte Hundert Jahre beim Posaunenchor Belsen

Am Samstag veranstaltete der Posaunenchor Belsen einen Jubiläumsabend zum 100-jährigen Bestehen. Neben Pop-, Jazz- und Kirchenmusik kam auch die historische Entwicklung nicht zu kurz. Am Ende hatte der Chor noch eine überraschende Präsentation am Start.

Der Belsener Posauenchor feierte am Wochenende sei 100-jähriges Bestehen mit einem ausgedehnten Konzertabend.
Der Belsener Posauenchor feierte am Wochenende sei 100-jähriges Bestehen mit einem ausgedehnten Konzertabend. Foto: Sarah Gingally
Der Belsener Posauenchor feierte am Wochenende sei 100-jähriges Bestehen mit einem ausgedehnten Konzertabend.
Foto: Sarah Gingally

MÖSSINGEN.. Vor genau einem Jahrhundert gründeten vier Männer den Posaunenchor des CVJM Belsen. Die Vereinsgeschichte begann also zur Zeit der Weimarer Republik und überdauerte den Nationalsozialismus. Wie die meisten Posaunenchöre spielen auch die Belsner Bläser überwiegend geistliche Musik zu Gottesdiensten, Geburtstagen und Veranstaltungen in Krankenhäusern und Pflegeheimen.

Dabei bezieht sich der Name des Chors ausschließlich aus historischen Gründen auf das Instrument Posaune. Chorleiter Matthias Roth verriet am Festabend, dass zur Gründung des Chors noch gar keine Posaune mitspielte. Erst im Jahr 1945, als sich der Chor nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wiederfand, spielten die ersten Posaunisten mit. Zwischen den Jahren 1936 und 1945 bestand die wichtigste Vereinsarbeit darin, den Kriegszustand zu überstehen. Dank der guten Beziehung zur Kirchengemeinde gelang es, einige wertvolle Blechblasinstrumente unter den Holzdielen des Kirchenbodens zu verstecken, wo sie bis zum Jahr 1945 sicher bewahrt werden konnten, schilderte der Chorleiter.

Auch die Geschichte kam nicht zu kurz

Während des Festabends in der Bästenhardt-Turnhalle stellte Roth die einzelnen Instrumente und ihre Eigenschaften vor, wobei er betonte, dass die Individualität der einzelnen Musizierenden die Qualität des Klangkörpers im Ganzen stark beeinflusse. Im Klang nach außen sei der Chor zwar eine Einheit, aber im Innern dürfe »jeder so sein, wie er ist«. Der Dirigent achte grundsätzlich darauf, dass »kein Instrument in der Masse untergeht«, erklärte Roth dem Publikum in einer der kurzweiligen Ansprachen zwischen den Stücken. Er beschrieb die Charaktere der großen Instrumente wie die Baritone, Tuben und Euphonien mit ihren gemütlichen Bässen als ausgeglichen und beruhigend, während die Posaunespielenden Bewegung und Aufregung in den Klang brächten. Wer das Horn spiele, könne rund und weich, aber auch scharf schmetternde Töne spielen, wobei die Trompeten mehr oder weniger subtil Tempo und Richtung bestimmten. In die modernen Stücke brachte das Schlagzeug, das links neben der Bühne bereitstand, den Rhythmus ein.

Der Posaunenchor bot der Festgesellschaft einen schnellen, jazzigen Auftakt mit einigen modernen Musikstücken. Dann ging es bunt durch die musikalischen Epochen, wobei einige Stücke von zeitgenössischen Komponisten Eindruck machten. Sie spielten von Jacob de Haan das »Concerto d'Amore« und »Oregon« und einige Werke vom deutschen Kirchenmusiker Michael Schütz, der traditionelle Musikstile mit Popularmusik verbindet. Der leichtfüßige Marsch aus dem berühmten Ballett »Der Nussknacker« von Pjotr Iljitsch Tschaikowski erklang ebenfalls.

Video und Brötchen

Anstatt eines abgedruckten Programms gab es ein begleitendes, gut durchdachtes Quiz und dafür zwischenzeitlich Wissenswertes aus der Vereinsgeschichte. So erfuhr das Publikum, dass es während der hundert Jahre sechs Chorleiter gab, wobei es in den ersten sechs Jahren gar keine Chorleitung gab, und als aktueller Chorleiter erinnert sich Roth auch daran, dass im Jahr 1977 das erste weibliche Chormitglied in den Posaunenchor ausgenommen wurde. Heute spielen 36 Bläserinnen und Bläser mit. Zum Ende des Jubiläumsfests gab es ein kurzes Video zur Fahrt mit der historischen Dampflok von Rottweil nach Konstanz mit bläserischen Zwischenstopps zu sehen, die als Jubiläumsaktion zum 100-jährigen Bestehen bereits stattfand. Eine ausgediente Tuba diente als Spendenkasse, da es Getränke und belegte Brötchen auf Spendenbasis gab. (GEA)