KREIS TÜBINGEN. Seit mehr als einem Jahr läuft die Aktion »Mein blühender Landkreis«: Ökosysteme sollen erhalten werden, heimische Flora und Fauna geschützt. 2021 hatte man vor allem Kinder und Jugendliche im Blick, um ihnen die Ideen nahezubringen. Auch 2022 ist eine ganze Reihe von Maßnahmen aufgelistet. Ein Teil wurde bereits realisiert, andere sind noch in Vorbereitung.
»Wir können nur kleine Impulse setzen«, sagte Stefanie Notter. Die Leiterin der Abteilung Landwirtschaft nennt bei der Präsentation vor Kreisräten unter anderem die öffentlichkeitswirksame Tomaten-Challenge. Da wurde klargemacht, dass beim Gemüseanbau auch auf die Begleitpflanzen zu achten ist.
Nistkästen sind ein wesentlicher Bestandteil des Programms. 16 Schulen und Kindergärten haben 50 Kästen aufgehängt, in denen Vögel brüten und ihren Nachwuchs großziehen konnten. Ganz spezielle Heime braucht der Steinkauz. Beim Plenum-Projekt wurden Röhren für die Käuze im südlichen Landkreis bereitgestellt. Nun wurden Vereine und Privatleute gewonnen, die sich um 20 Kästen im nördlichen Landkreis kümmern. »Man hört die Rufe. Sie sind da«, freut sich Notter über den Erfolg.
Riecht schlecht, ist aber nützlich
Für dieses Jahr hat man zudem die Einrichtung eines Lehrpfads vorgesehen, damit sich interessierte Laien ein Bild davon machen können, welche Form und Größe zu den einzelnen Vogel- oder Fledermausarten passt. Den Ort hat man noch nicht ausgewählt, heißt es im Landratsamt, wo Joachim Löckelt und Isabel Möhrle als Biodiversitätsbeauftragte den Aktionsplan mitbetreuen.
Begonnen, aber noch nicht abgeschlossen ist eine Aktion in den Weinbergen. Tausend Pflanzen sollen im Herbst direkt in die Mauerkronen von Weinbergen gepflanzt werden. Dafür haben die Tübinger einen Zuschussantrag beim Ministerium für Ländlichen Raum gestellt. Doch bisher hat Stuttgart das Geld noch nicht bewilligt.
Solche Pflanzen zu pflegen, die für bestimmte Arten von Insekten wichtig sind, gehört zum Kern des Projekts. 2021 wurde Kindern an 29 Schulen nahegebracht, dass ein Faulbaum zwar nicht gerade angenehm riecht, aber Wirtspflanze für viele Schmetterlinge ist. 2022 erhielten nun mehr als 300 private Garten- und Balkonbesitzer wildbienenfreundliches Saatgut sowie Saaten alter Gemüsesorten.
Not-Hilfe für Gomaringen
Und das ist noch nicht alles. Auch beim Landratsamt selbst tut sich was. Im Schaugarten wurden die Hochbeete beschildert. Das Thema Biodiversität wiederum wurde Kindern beim Kompost vermittelt, auch ein Infostand beim Most & Meet in Kusterdingen machte Biodiversität anschaulich. Auch für artenreiche Staudengärten soll geworben werden. Vor wenigen Tagen hat Iris Braun in Kusterdingen ihre Gartentore geöffnet und gezeigt, wie das aussehen kann, wenn man ein Händchen dafür hat. Bürgermeister Steffen Heß bekannte, dass man ums Rathaus in Gomaringen auch Staudenbeete angelegt hat, aber nicht mit durchschlagendem Erfolg. »Ich hätte es mir einfacher vorgestellt.« Stefanie Notter reagierte spontan auf die Notlage und versicherte: »Wir kommen vorbei und schauen, woran es liegt.« (GEA)
BIS 2025
Der Aktionsplan »Mein blühender Landkreis« erstreckt sich über einen Zeitraum von fünf Jahren und endet 2025. Die Summen sind nicht hoch. Das jährliche Budget beträgt maximal 10 000 Euro. Bisher wurde weniger ausgegeben: 7 400 Euro im Jahr 2021, im laufenden Jahr wurde mit 4 500 Euro kalkuliert. (-jk) www.kreis-tuebingen.de/blueht