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Aktuell Forschung

2.000 Jahre alte Deckenmalerei durch Tübinger Team freigelegt

… und nach der Freilegung.  FOTOS: EMAM/AMIN
… und nach der Freilegung. FOTOS: EMAM/AMIN
… und nach der Freilegung. FOTOS: EMAM/AMIN

TÜBINGEN. Ein ägyptisch-deutsches Forschungsteam hat im Tempel von Esna in Oberägypten eine weitere Serie farbenprächtiger Deckenbilder freigelegt. Wie die Forscher berichteten, gelang dem Restaurierungsteam unter der Leitung von Ahmed Emam die komplette Restaurierung und farbliche Wiederherstellung einer Himmelsdarstellung.

Auf den reliefartig ausgeführten Bildern ist unter anderem die vollständige Darstellung eines Tierkreises zu sehen. Weitere Reliefs zeigten die Planeten Jupiter, Saturn und Mars sowie eine Reihe von Sternen oder Sternbildern, die in der Antike zur Zeitmessung verwendet wurden. Die Leitung des Gesamtprojekts liegt in den Händen von Hisham El-Leithy vom ägyptischen Ministerium für Tourismus und Antiken sowie Professor Christian Leitz von der Uni Tübingen.

Von den Griechen eingeführt?

»Darstellungen des Tierkreises sind in ägyptischen Tempeln sehr selten«, sagte Leitz: »Der Tierkreis selbst ist Teil der babylonischen Astronomie und taucht in Ägypten erst in ptolemäischer Zeit auf.« Die Forschung vermutet, dass das System der Tierkreiszeichen von den Griechen in Ägypten eingeführt und anschließend populär wurde.

»Der Tierkreis wurde zur Dekoration privater Gräber und Sarkophage verwendet und war von großer Bedeutung in astrologischen Texten, zum Beispiel in Horoskopen«, sagte der Tübinger Daniel von Recklinghausen: »In der Tempeldekoration ist er jedoch selten: Abgesehen von Esna gibt es nur noch zwei komplett erhaltene Versionen, beide aus Dendera.«

Schlangen und Vogel vor der Restaurierung im Tempel …
Schlangen und Vogel vor der Restaurierung im Tempel … Foto: Gea
Schlangen und Vogel vor der Restaurierung im Tempel …
Foto: Gea

Schlangen, Vögel, Mischwesen

Neben dem Tierkreis und den Sternbildern kamen bei der Restaurierung Darstellungen von Schlangen, Krokodilen sowie Mischwesen zum Vorschein, darunter eine Schlange mit einem Widderkopf oder ein Vogel mit einem Krokodilkopf, dem Schwanz einer Schlange und vier Flügeln. Zudem entdeckten die Forscher Beschriftungen, die in der Wissenschaft bislang unbekannt waren. Im Tempel von Esna wurden die Farben fast 2 000 Jahre lang durch eine Schmutz- und Rußschicht überdeckt und auf diese Weise konserviert. Allerdings waren die Deckenbilder und Aufschriften durch die starke Verschmutzung jahrhundertelang auch kaum zu erkennen.

Ideale Architektur

Vom Tempel in Esna, 60 Kilometer südlich des ägyptischen Luxor, ist nur noch die Vorhalle (der sogenannte Pronaos) erhalten, diese aber vollständig. Der Sandsteinbau wurde spätestens unter dem römischen Kaiser Claudius (41 bis 54 nach Christus) vor das eigentliche Tempelgebäude gesetzt. Die Lage mitten im Stadtzentrum hat wohl dazu beigetragen, dass die Vorhalle erhalten blieb und nicht wie andere Gebäude später als Steinbruch für Baumaterial genutzt wurde.

Schon zu Napoleons Zeiten erregte der Pronaos in Fachkreisen große Aufmerksamkeit, da man ihn als Idealbeispiel alt-ägyptischer Tempelarchitektur betrachtete. Die Restaurierungsarbeiten dauern bereits seit fünf Jahren an. (eg)

www.esna-projekt-tuebingen.de