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Wiederansiedlung des Waldrapps

Einst in ganz Europa ein häufiger Vogel, gehört er heute zu den am stärksten bedrohten Arten weltweit

Waldrapp
Ein junger Waldrapp sitzt auf einer Wiese. Foto: Felix Kästle
Ein junger Waldrapp sitzt auf einer Wiese.
Foto: Felix Kästle

KUSTERDINGEN/ÜBERLINGEN. Der Waldrapp war einst ein in Europa häufiger Vogel, der in Frankreich, in der Schweiz, in Deutschland, Österreich (zuletzt dort in der Steiermark), Spanien und im Westen des Balkans beheimatet war. Im 17. Jahrhundert starben die Waldrappe in Mitteleuropa aufgrund intensiver Bejagung aus. Früher war der Vogel mit dem schwarz-grünlich glänzenden Gefieder in Europa weitverbreitet. Zeitgenössischen Schriften aus dem 16. Jahrhundert zufolge galten die Waldrappe als »Schleck mit lieblich Fleisch und zart Gebein«.

Heute laufen verschiedene Wiederansiedelungsversuche, um den Waldrapp als Brutvogel in Europa wieder zu etablieren. In freier Wildbahn in Marokko lebten im Jahre 2019 etwa 700 Vögel und etwa 250 halbwild in der Türkei, dazu mehr als 100 in Auswilderungsprojekten. In Gefangenschaft werden etwa 2 000 Vögel gehalten.

Die Europäische Union entschied nach einer Machbarkeitsstudie Anfang der 2000er-Jahre, den Waldrapp wieder anzusiedeln und startete ein Schutzprojekt für die fast ausgestorbene Vogelart. Projektträger ist der österreichische Förderverein Waldrappteam.

Insgesamt sind bislang sieben Partner aus Österreich, Deutschland und Italien beteiligt. Projektstandorte sind: das Brutgebiet im bayerischen Burghausen, die Brutgebiete in Kuchl und Rosegg in Österreich, das Trainingscamp für die menschengeführte Migration in Hödingen/Überlingen am Bodensee und das italienische Wintergebiet WWF Oasi Laguna di Orbetello in der Toskana. Das erste Projekt zur Förderung der Waldrappe ist bereits ausgelaufen, der Antrag zur Förderung des Folgeprojekts ist eingereicht. Über ihn entscheidet die EU-Kommission im Juni 2021. Das Folgeprojekt soll ab 2022 bis 2028 laufen. »Danach müssten Waldrappe nach unserer Berechnung selbstständig überlebensfähig sein«, sagt Johannes Fritz, Leiter des Projekts. (GEA)