Andere finden die E-Gitarre komfortabler, weil sie nicht so breit ist wie die Konzertgitarre. Der wichtigste Punkt ist aber wahrscheinlich die nahezu unendliche Klangvielfalt, vor allem seit auch der Computer als Soundgenerator verfügbar ist. Ein Interview mit Gitarrenlehrer und Studiomusiker Heiko Streicher zum Thema:
ZmS: Warum hast Du Dich für dieses Instrument entschieden?
Heiko Streicher: Ich wuchs als jüngstes Kind von drei Geschwistern auf. Mein Bruder hatte sein Zimmer neben meinem und hörte immer in voller Lautstärke Rockmusik. Der Sound der Gitarrenriffs hat mich so beeindruckt, dass ich das unbedingt auch spielen können wollte.
Du sagst, dass sich die E-Gitarre gut für das Spielen von Rockmusik eignet. Gibt es noch andere Musikarten, für die sich die E-Gitarre eignet?
Streicher: Ja, natürlich. Geschichtlich gesehen kam Rock erst später. Die E-Gitarre ist in der heutigen Musiklandschaft nicht wegzudenken. Sie erfüllt im Blues und Rock häufig solistische Aufgaben. Es gibt aber fast keine Musikrichtung, in der die E-Gitarre nicht zumindest als Begleitinstrument eingesetzt wird. Sei es als Begleitung in der Big-Band, als Hauptinstrument im Blues, Rock und Metal, oder als Klangfarbe im Hip-Hop.
Kennst Du Dich auch mit der Geschichte oder der Entstehung aus? Oder ist das nicht wichtig?
Streicher: Die gesamte Popularmusik ist ja noch nicht so alt (lacht). Die unterschiedlichen Entwicklungsstufen der Gitarren- und Verstärkertechnik haben die Künstler zu immer neuen Songs und Sounds inspiriert. Somit ist die Entstehungsgeschichte der Gitarre so wie die der gesamten Instrumentenentwicklung für mich eine wichtige Voraussetzung, um das Wesen der Musik zu verstehen. Als Beispiel: Es wäre ja 1965 noch gar nicht möglich gewesen, Gitarrensounds aufzunehmen wie zum Beispiel Green Days Intro von »Boulevard of Broken Dreams« (2004). Was ich sagen will: Neue klangliche Möglichkeiten erweitern die Ausdruckmöglichkeiten der Künstler ständig.
Denkst Du, dass die elektrische Gitarre die Konzertgitarre ersetzten wird?
Streicher: Nein, ganz sicher nicht. Die Konzertgitarre wird in der für sie geschriebenen Musik niemals aussterben. Ihr Klang ist und bleibt einzigartig und kann nie durch eine E-Gitarre ersetzt werden. Die beiden werden also für immer ein familiäres Miteinander haben (lacht).
Vielen Dank für das Gespräch. (ZmS)
Yannick Streicher, Evangelisches Firstwald Gymnasium Mössingen, Klasse 8b