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Aktuell INTERVIEW

Die erste Frau der Stadt

REUTLINGEN. Barbara Bosch ist seit 2003 Oberbürgermeisterin von Reutlingen. Diese wichtige regionale Persönlichkeit wollten wir schon immer einmal treffen. Im Rahmen von »Zeitung macht Schule« bot sich die Gelegenheit zu einem Interview. Wir waren sehr gespannt und wussten nicht, was uns im Rathaus erwarten würde. Doch all unsere Befürchtungen waren verschwunden, als wir das Büro von Frau Bosch betraten und sie uns herzlich in Empfang nahm.

Die Chefin in ihrem Dienstzimmer: Barbara Bosch ist seit sieben Jahren und acht Monaten Oberbürgermeisterin von Reutlingen. FOTO
Die Chefin in ihrem Dienstzimmer: Barbara Bosch ist seit sieben Jahren und acht Monaten Oberbürgermeisterin von Reutlingen. Foto: ZmS
Die Chefin in ihrem Dienstzimmer: Barbara Bosch ist seit sieben Jahren und acht Monaten Oberbürgermeisterin von Reutlingen.
Foto: ZmS
ZmS: Wie lange sind Sie schon Oberbürgermeisterin?

Barbara Bosch: Meine Amtszeit beträgt schon sieben Jahre und acht Monate.

Wie sieht Ihr Tagesablauf aus?

Bosch: Das Meiste, was meinen Tag von Montag bis Freitag ausmacht, sind Besprechungen, Sitzungen, und immer wieder dazwischen auch ein Besuch bei einer Veranstaltung oder einem Verein. Abends nach den Veranstaltungen geh' ich meistens ins Büro und arbeite die Post auf. Am Wochenende bin ich kaum im Büro, sondern viel in der Stadt unterwegs.

Was hatten Sie als Beruf, bevor Sie zur Bürgermeisterin von Reutlingen gewählt wurden?

Bosch: Ich war Bürgermeisterin in Fellbach gewesen, bevor ich Oberbürgermeisterin von Reutlingen geworden bin.

Welche Ausbildung muss man als Bürgermeister(in) haben?

Bosch: Hierzu gibt es keine Vorschriften oder Regeln, weil das Bürgermeisteramt ein Wahlamt ist. Allerdings ist meist in kleineren Städten festzustellen, dass der Bürgermeister Verwaltungswirtschaft an einer Fachhochschule studiert hat, in größeren Städten ist der Oberbürgermeister oft Jurist. Ich selbst habe eine kaufmännische Ausbildung und habe Politikwissenschaften studiert.

Wie lange ist die Amtszeit eines Bürgermeisters?

Bosch: In Baden-Württemberg acht Jahre.

»Es gibt kaum einen Beruf, der eine solche Bandbreite hat«
War Bürgermeisterin schon immer Ihr Berufswunsch?

Bosch: Nein, ich bin schon seit 32 Jahren berufstätig und ich habe nicht von Anfang an Bürgermeisterin oder Oberbürgermeisterin werden wollen. Das hat sich erst im Lauf der Zeit so entwickelt, dass ich mir irgendwann gedacht habe, dass es interessant wäre, diese Aufgabe zu übernehmen. Davor habe ich zum Beispiel ältere Leute gepflegt oder war Assistentin einer Geschäftsleitung.

Was gefällt Ihnen an Ihrem Job? Was nicht?

Bosch: Es gibt kaum einen Beruf, der eine solche Bandbreite hat wie mein Beruf. Es geht von Technik über Soziales über Kultur über ganz allgemeine, menschliche Dinge und auch sehr bürokratische Dinge. Es ist alles mit dabei, und deshalb ist der Beruf so faszinierend.

Was war Ihr schönstes beziehungsweise unangenehmstes Erlebnis als Oberbürgermeisterin von Reutlingen?

Bosch: Es gibt nicht das schönste Erlebnis, es kommen ganz viele tolle Ereignisse zusammen. Vielleicht zwei Hinweise: Was mich immer wieder freut, ist gerade die Begegnung mit anderen Menschen. Wer kann sich schon mal mit zwei jungen Nachwuchsjournalisten unterhalten. Es freut mich auch, wenn man irgendeine Idee hat, was man in Reutlingen machen kann - auch wenn anfangs vielleicht die Idee noch belächelt oder skeptisch betrachtet wird. Wenn dann aber die Idee umgesetzt wird und man damit Erfolg hat, dann sind das natürlich ganz besondere Erlebnisse. Es gibt zum Glück kein so negatives Ereignis, das mir so in Erinnerung geblieben ist. Aber ich treffe natürlich auch viele unangenehme Menschen, und da kann es schon sehr ärgerlich sein, wenn die Menschen unfair mit einem umgehen, wenn sie die Unwahrheit über einen verbreiten, oder - was mir hin und wieder auch passiert - bösartige Dinge in den Briefkasten werfen.

Wie viele Angestellte hat die Stadt Reutlingen?

Bosch: Wir reden von Beschäftigten, weil wir Beamte und Angestellte haben, weniger Beamten und mehr Angestellte. Und wir haben auch Arbeiter. Alle zusammen genommen sind es ganz aktuell 1 986 Beschäftigte; der größte Teil davon sind Erzieherinnen in den Kindergärten - etwa 500.

Wie unterstützen Sie die jüngeren Generationen in Bildung, Ausbildung und Gemeinschaftsleben?

Bosch: Bildung ist bei uns ein Schwerpunktthema! Gemeinsam mit der Kinderbetreuung liegt uns dieses Thema besonders am Herzen. Das meiste Geld der Stadt Reutlingen fließt in die Kinder- und Jugendarbeit. Das ist nicht üblich, und da sind wir in Baden-Württemberg ganz vorne mit dabei im Vergleich zu anderen Städten. Die Stadt unterstützt und hat selbst ganz viele Jugendtreffs und Jugendeinrichtungen, die wir organisieren und auch finanzieren, oder wir geben Zuschüsse an Jugendorganisationen, die etwas machen. Und wir haben auch seit einigen Jahren den Jugendgemeinderat, den ich sehr wichtig finde und der auch ernst genommen wird. Die Vertreter des Jugendgemeinderates haben ein Rederecht im Gemeinderat. Und nicht zuletzt unterstützen wir auch die Jugendarbeit in den Vereinen durch Zuschüsse.

Wenn Projekte teurer als geplant werden, wie werden diese dann finanziert?

Bosch: Wenn etwas teurer wird als geplant, müssen wir schauen, dass wir es aus unserem städtischen Geldbeutel bezahlen. Im Notfall müsste man das Geld von der Bank leihen.

»Für mich ist der Dienstwagen ganz klar ein Arbeitsplatz«
Haben Sie Haustiere? Wenn ja, wie viele und welche? Wenn nein, welches hätten Sie am liebsten? Warum?

Bosch: Leider habe ich keine Haustiere, weil ich zu viel unterwegs bin. Am liebsten hätte ich einen Hund, aber der bräuchte viel Zuneigung und Bewegung. Da ich viel im Büro bin, müsste der Hund auch viel im Büro herumliegen und das würde ihm auch nicht gut tun.

Ist es schwierig, Berufs- und Familienleben gleichzeitig zu meistern?

Bosch: Ja, es ist sehr schwer, weil ich tagsüber viel unterwegs und abends viel im Büro bin.

Was machen Sie in Ihrer Freizeit?

Bosch: Ich gehe gerne am Wochenende nach draußen. Früher habe ich gejoggt, jetzt mache ich stattdessen Nordic Walking. Ich höre gerne Musik und lese viel.

Was ist Ihr zurzeit größter Wunsch?

Bosch: Es gibt einen privaten und einen beruflichen Wunsch. Der berufliche Wunsch ist, dass wir gut aus der Krise raus kommen, wie wir in der Krise mit den städtischen Finanzen umgehen, in der wir gerade stecken und dass wir diese gut bewältigen können, denn dies ist mir persönlich schon eine große Sorge. Privat ist der größte Wunsch, dass ich gesund bleibe und mein Mann, der zurzeit krank ist, bald wieder gesund wird.

Welchen Wochentag finden Sie am besten? Warum?

Bosch: Das ist der Samstag, weil ich da länger schlafen kann wie unter der Woche. Und außerdem hab ich noch den ganzen Sonntag vor mir.

Welchen Dienstwagen fahren Sie? Wenn sie sich einen Neuen aussuchen dürften, hätten Sie einen bestimmten Wunsch?

Bosch: Einen Audi, ich bin sehr zufrieden mit dem Wagen. Für mich ist wichtig, dass ich im Fahrzeug arbeiten kann, ich arbeite grundsätzlich im Auto. Für mich ist der Dienstwagen ganz klar ein Arbeitsplatz. Das Treffen mit Oberbürgermeisterin Barbara Bosch war wie zu erwarten sehr informativ und interessant. Darum bedanken wir uns sehr herzlich bei Frau Bosch für das interessante Gespräch. Wir wünschen ihr viel Erfolg bei der nächsten Oberbürgermeisterwahl, die im nächsten Jahr ansteht. (ZmS)

www.gea.de/zms

Felix Dreßel und Manuel Walz, Bildungszentrum Nord-Gymnasium, Reutlingen, Klasse 9 a