Zweitägiges Seminar besucht
Aber bis dahin war es ein langer Weg: Am Anfang stand die Idee der Schulsozialpädagogin Sabine Schuhmacher-Ruggiero, der Lehrerin Susanne Patent und der Konrektorin Angela Keppel-Allgaier, die sich von mehreren Schulen im Kreis Reutlingen inspirieren ließen.
Ein Teil der Ausbildung der angehenden Streitschlichter bestand vor allem darin, dass diese ein zweitägiges Seminar in Erpfingen absolvierten, bei dem sie unter anderem in Rollenspielen lernten, wie ein Streit entsteht und wie er geschlichtet werden kann. Der Aufgabenbereich der »frischen« Streitschlichter beinhaltet in erster Linie die Probleme und Streitigkeiten der Jüngeren und betrifft somit Fälle wie zum Beispiel Mäppchen-Verstecken und Mütze-Mopsen. Für größere Fälle und Probleme sind wie bisher die Schulpädagogin und die Lehrer zuständig.
Immer zwei Streitschlichter sind im Raum A 42 in der großen Pause anzutreffen. Wichtig dabei ist, dass die Schüler von sich aus kommen und selbst bereit sind, eine Lösung zu finden.
Als erstes werden die Regeln klar gemacht, also zum Beispiel, dass man einander nicht anschreit und man sich ausreden lässt. Dann nimmt je ein Streitschlichter einen der Streithähne und lässt sich von diesem den Streit aus dessen Sicht schildern, der Streitschlichter ergreift dabei nicht Partei und fasst das Geschehen objektiv zusammen.
Dann bekommen die Schüler je zwei Zettel, auf die sie schreiben sollen, was sie vom anderen fordern, und auf den anderen, was sie bereit sind, selber zu tun. Anschließend werden die Zettel verglichen und bei einer Übereinstimmung wird ein Einigungsvertrag unterschrieben. Stimmen die Vorstellungen der Streiter nicht überein, wird so lange weiter geschlichtet, bis beide bereit sind, Kompromisse einzugehen und der Vertrag unterzeichnet wird.
Kreativ und engagiert
Zweck ist es, dass die Streiter selbst eine Lösung finden, und zwar eine »Win-Win«-Lösung, bei der es keine Verlierer gibt, dafür aber beide Seiten gewonnen haben und bei der es eine Lösung ohne Gewalt gibt. Bei der Schlichtung gehen die Streitschlichter kreativ und äußerst engagiert vor, und sie haben viele Ideen, wie sie auch in schwierigen Fällen eine Lösung finden.
Falls eine Schlichtung einmal über die begrenzte Pausenzeit von 20 Minuten hinaus geht, sind die Beteiligten gerne bereit, auch einen Teil ihrer anschließenden Unterrichtsstunde zu investieren. Dabei nehmen die Streitschlichter ihre Motivation aus der Freude, anderen Menschen geholfen zu haben und den Spaß, den das Streitschlichten ihnen macht, außerdem finden sie die Erfahrungen, die sie sammeln werden, auch für ihr eigenes Leben nützlich.
Die Ausbildung der nächsten Streitschlichter-Gruppe ist für die Siebt-und Achtklässler der Hauptschule im Frühjahr geplant.
Für die Zukunft wünschen sich die Streitschlichter einen eigenen, besser geeigneten Raum, aber vor allem, dass sich der Streitschlichterdienst etabliert und Vertrauen zwischen Schülern und Schlichtern aufgebaut wird. In ferner Zukunft sehen sie vielleicht einen Schularten übergreifenden Streitschlichterdienst. Zitat: »Vielleicht werden wir ja mit dem Gymi Freunde.« (ZmS)
Johanna Metzger, Michael Schmid, Severin Nadler, Bildungszentrum Nord, Gymnasium, Klasse 10 d