Logo
Aktuell Unwetter

Wassermassen im Land: Woher kommt der ganze Regen?

Vollgelaufene Keller, überflutete Straßen, evakuierte Häuser: Der Südwesten kämpft mit den Wassermassen. Warum es so viel Niederschlag gibt, erklärt der Deutsche Wetterdienst.

Der Neckar verwandelt sich nach tagelangen Regenfällen in einen reißenden Fluss. In Reutlingen (Mittelstadt) tritt er am 2. Juni
Der Neckar verwandelt sich nach tagelangen Regenfällen in einen reißenden Fluss. In Reutlingen (Mittelstadt) tritt er am 2. Juni 2024 über die Ufer. Foto: Horst Haas
Der Neckar verwandelt sich nach tagelangen Regenfällen in einen reißenden Fluss. In Reutlingen (Mittelstadt) tritt er am 2. Juni 2024 über die Ufer.
Foto: Horst Haas

STUTTGART. Von wegen Wonnemonat Mai. In letzter Zeit regnete es untypisch viel für die Jahreszeit. Am vergangenen Wochenende liefen sogar Keller voll, wurden Straßen überflutet und Häuser evakuiert. Woher die Wassermassen kamen, erklärt Peter Crouse. Er ist Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst in Stuttgart.

Warum regnete es im Mai so viel?

Im Mai zogen etliche Tiefdruckgebiete durch Baden-Württemberg. Eins folgte dem anderen. Es war kein einziges Hochdruckgebiet dabei. Das hieß: ständig Wolken, Regen, Gewitter. In puncto Niederschlag brach der Mai etliche Rekorde. Dass die ganzen Tiefs über den Südwesten hinweggingen, lag am Omega Block. Das war eine Wetterlage mit einem größeren Hochdruckgebiet über Skandinavien und zwei kleineren Tiefdruckgebieten über Frankreich und Westeuropa.

Das Gebilde ähnelte in seiner Form dem griechischen Buchstaben Omega, daher der Name. Das eine Hoch und die beiden Tiefs blockierten sich gegenseitig und blieben weitgehend stabil an einer Stelle. Dabei lenkten sie eine Reihe von Tiefs nach Baden-Württemberg. Hinzu kamen labile Luftmassen: unten eine warme Luftschicht, oben eine kalte Luftschicht, die Luft stieg von unten nach oben. Das begünstigte zusätzlich die Bildung von Starkregen und Gewitter.

Woher kamen die Wassermassen am Wochenende?

Am Wochenende erreichte ein Genua-Tief Baden-Württemberg und Bayern. Es bildete sich in der italienischen Stadt, zog über die Alpen in den Südwesten und weiter nach Tschechien und Polen. Am heftigsten war es über Bayern, danach verlor es an Stärke. Das ist ungewöhnlich: Normalerweise gelangen Genua-Tiefs nur im Winter nach Süddeutschland und bringen Schnee. Dass das Genua-Tief jetzt im Frühling mit Regen kam, liegt an der Abwesenheit von Hochdruckgebieten im Mai.

Was von all dem Starkregen und Gewitter war Wetter? Was war Klima?

Das Wetter am Wochenende könnte mit dem Klimawandel zusammenhängen. Das ist möglich. Denn charakteristisch für den Klimawandel ist Extremwetter wie zum Beispiel Starkregen und Gewitter. Wir wissen aber nicht, ob es tatsächlich einen Zusammenhang gibt. Das lässt sich bei einem einzelnen, kurzen Wetterereignis wie am Wochenende nicht feststellen. Dafür bräuchten wir Meteorologen mehr Daten in einem längeren Zeitraum. Dabei betrachten wir Perioden von etwa 10 oder 20 Jahren. Es könnte auch sein, dass in Baden-Württemberg nächstes Jahr um diese Zeit Hitze und Dürre herrschen. Im Moment lässt sich noch kein klarer Trend feststellen.

Wann wird es endlich Sommer?

Eine Hitzewelle steht so bald nicht bevor. In den nächsten zwei Wochen bleibt es mäßig warm mit um die 20 Grad und wechselhaft mit Regen zwischendurch. (GEA)