Logo
Aktuell Prozess

Sexueller Missbrauch: Psychotherapeut äußert sich nicht

Ein wegen sexuellen Missbrauchs seiner Patientin angeklagter Psychotherapeut hat sich zum Prozessauftakt am Montag in Tübingen nicht zu den Tatvorwürfen äußern wollen. Vor dem Landgericht machte der 72 Jahre alte Mann nur Angaben zur Person.

Landgericht Tübingen
Ein Schild mit der Aufschrift Landgericht und Amtsgericht hängt vor dem Landgericht in Tübingen. Foto: Weller/dpa
Ein Schild mit der Aufschrift Landgericht und Amtsgericht hängt vor dem Landgericht in Tübingen.
Foto: Weller/dpa

TÜBINGEN. Sein mutmaßliches Opfer, eine heute 30 Jahre alte Frau, gab an, mehrmals mit ihm Geschlechtsverkehr gehabt zu haben. Eine Therapie begonnen habe sie bei ihm im Alter von 17 Jahren, weil sie nach der Scheidung der Eltern unter Depressionen gelitten habe.

Ihr Therapeut habe in den Folgemonaten damit begonnen, sie beim Abschied zu umarmen und ihren Rücken unter ihrem T-Shirt zu streicheln. Er habe ihr auch an den Po gefasst. Sie habe Vertrauen zu ihm gehabt, er sei für sie ein »Ersatzdaddy« gewesen. Nach ihrem 18. Geburtstag habe er ihr das »Du« angeboten.

Missbrauch in 46 Fällen vorgeworfen

Später sei es mehrmals zum Geschlechtsverkehr an verschiedenen Orten zwischen ihnen gekommen, sagte die Zeugin. Die eigentliche Therapie habe ihn gar nicht mehr interessiert. Offenbart habe sie sich erst Jahre später ihrer neuen Therapeutin. Die Staatsanwaltschaft erhob Ende Januar 2020 Anklage.

Dem Angeklagten wirft die Staatsanwaltschaft Tübingen sexuellen Missbrauch einer Patientin vor. Der 72 Jahre alte Mann soll laut Anklagebehörde während der Psychotherapie in 46 Fällen mit der Patientin bis kurz vor deren 21. Geburtstag sexuelle Handlungen bis hin zum Geschlechtsverkehr ausgeführt haben.

Die Taten sollen zwischen Ende 2008 und 2013 in Oberreichenbach, Holzbronn, Friedrichshafen und Lindau passiert sein. Die Anklage lautet auf sexuellen Missbrauch unter Ausnutzung eines Behandlungsverhältnisses. Der Angeklagte sitzt nicht in Untersuchungshaft. Es sind noch zwei Verhandlungstage anberaumt. (dpa)