ULM/TÜBINGEN. Illegale Müllablagerungen in Wäldern im Südwesten sind während der Corona-Pandemie immer mehr zum Problem geworden. Insbesondere in der Region um Ulm fanden Forstmitarbeiter zuletzt viel Müll im Wald. Das Polizeipräsidium in Ulm verzeichnet mittlerweile mehr als ein Dutzend solcher Fälle. Mehrere Männer konnten zuletzt als Tatverdächtige ermittelt werden.
Ein Stapel Bauholz, eine alte Spüle oder Dutzende Müllsäcke - wann immer Daniel Nägele vom Forst Baden-Württemberg in den vergangenen Wochen in den Wäldern des Landes auf Müll traf, musste er an die Folgen für Tiere und Umwelt denken. Bei unsachgemäßer Entsorgung bestehe immer die Möglichkeit, dass Schadstoffe wie etwa Asbest unkontrolliert in die Natur und so etwa auch ins Grundwasser gelangen, sagte Nägele.
In einem Waldstück bei Ulm wurde etwa ein dort entsorgtes Einmachglas zur beinahe tödlichen Falle für einen jungen Fuchs. Mit dem Kopf war das junge Tier darin stecken geblieben. Passanten riefen die Polizei, die das Tier noch befreien konnte, bevor es erstickte.
Freizeitnutzung des Waldes massiv erhöht
Aus Sicht Nägeles hat die Menge an Müll in den Wäldern während der Corona-Pandemie zugenommen. Dies passe auch zum Trend, dass sich die Freizeitnutzung des Waldes durch die Pandemie mangels Alternativen massiv erhöht habe. Zudem sieht der Forstmitarbeiter einen Zusammenhang mit einer gestiegenen Nachfrage bei Baumärkten. »Irgendwo müssen die Überbleibsel der Renovierungen ja hin«, sagte Nägele.
Der Waldexperte Rolf Müller vom Naturschutzbund Baden-Württemberg sieht Müll im Wald gar als permanentes Ärgernis. Auch er beobachtet, dass das Problem während der Pandemie punktuell zugenommen hat. Das Landratsamt des Alb-Donau-Kreises nahm die vielen Fälle von illegalem Müll im Wald gar zum Anlass, erneut auf die Regeln im »Wald als Erholungsraum« hinzuweisen. Nicht nur große Müllablagerungen seien ein Problem, sondern auch die immer häufiger achtlos im Wald weggeworfenen kleinen Dinge wie Bananenschalen, Hundekotbeutel, Taschentücher oder Lebensmittelverpackungen, teilte eine Sprecherin mit.
Es sei schwierig, Verursacher des Mülls auf frischer Tat zu ertappen, sagte Daniel Nägele vom Forst BW. Es sei wichtig, den Müll zeitnah zu sichten und schnell zu entsorgen. So ließen sich die Auswirkungen in Grenzen halten. Der Polizei in Ulm ist es derweil gelungen, fünf Handwerker im Alter zwischen 22 und 48 Jahren zu ermitteln, die für bis zu elf Müllablagerungen im Raum Ulm verantwortlich sein sollen. Die Polizei untersuchte die Wohnungen der Männer und stellte Beweise sicher. Die Ermittlungen dauerten zunächst noch an. (dpa)