Mit stehend dargebrachten Ovationen, schwarz-rot-goldenen Fahnen und »Deutschland, Deutschland«-Rufen verabschiedeten Tausende Fans in Stuttgart ihre Handball-Helden zu den Olympischen Spielen. Minutenlang und mit einem breiten Grinsen saugten die Nationalteams nach ihren erfolgreichen Generalproben die prickelnde Atmosphäre auf. Ein letzter Motivationsschub, bevor es mit dem Zug zum Saison-Höhepunkt nach Paris geht.
Die deutschen Handball-Teams haben ihre Generalproben für die Olympischen Spiele mit Bravour gemeistert und sich noch mehr Selbstvertrauen für die Aufgaben in Paris geholt. Nach dem 27:20 (14:8) der Frauen gegen Brasilien untermauerten die Männer ihre Medaillen-Ambitionen mit einem 35:25 (22:15) gegen den überforderten Vorrundengegner Japan. Vor 5.641 Zuschauern in Stuttgart waren Justus Fischer und Tim Hornke mit je sechs Toren sowie Annika Lott mit ebenfalls sechs Treffern beste deutsche Werfer.
»Dieses letzte Spiel war wichtig für uns. Mit den Leistungen sind wir zufrieden und können darauf aufbauen. Die harte Vorbereitung hat sich gelohnt und wir sind bereit für Paris. Die Vorfreude ist unglaublich groß. Wir wollen nicht nur dabei sein«, sagte Kapitän Johannes Golla. Bundestrainer Alfred Gislason war »im Großen und Ganzen« zufrieden mit dem Auftritt seiner Männer. »Wir waren nicht so stabil wie gegen Ungarn, aber es gab viele Erkenntnisse für mich«, meinte der Isländer am Sport1-Mikrofon. Er reise mit »riesiger Vorfreude« nach Paris. »Die Mannschaft hat es sehr gut gemacht bis jetzt. Es ist eine riesen Stimmung in der Mannschaft.«
Die Männer starten am Samstag gegen den EM-Dritten Schweden in das olympische Turnier. Weitere Gegner im Kampf um das Viertelfinale sind Japan, Kroatien, Spanien und Slowenien. Für die Frauen geht es schon am Donnerstag mit der Pflichtaufgabe gegen Südkorea los. Anschließend warten die skandinavischen Handball-Mächte Dänemark, Norwegen und Schweden sowie Slowenien.
Fischer spielt sich in einen Lauf
Die Auswahl von Gislason war den Japanern in allen Belangen überlegen. In den Eins-gegen-Eins-Duellen hatten die vergleichsweise schmächtigen Asiaten keine Chance gegen Deutschlands Handball-Hünen um Golla und Julian Köster. Schon nach 15 Minuten führte die deutsche Riege mit sechs Toren (11:5). Dass sich der Gastgeber einige einfache Ballverluste erlaubte und auch in der Defensive nicht perfekt harmonierte, fiel zumindest ergebnistechnisch kaum auf.
Der Jubel auf den Stuttgarter Rängen nahm erst ab, als Torhüter Andreas Wolff zur Bank schlurfte und einen Eisbeutel auf den kurz zuvor bandagierten Oberschenkel drückte. Unmittelbar nach dem Spiel gab der Routinier Entwarnung. »Man muss sich keine Sorgen machen«, berichtete der 33-Jährige. Von der Seitenlinie hatte er zunächst gesehen, wie sich Olympia-Reservespieler Justus Fischer mit fünf Toren in sieben Minuten in einen Lauf spielte.
Nach der Pause wurde das deutsche Spiel fehlerhafter. Vor allem die Tempogegenstöße spielten die weiß gekleideten Nationalspieler zu unkonzentriert aus. Japan, das zu keiner Zeit auf Augenhöhe agierte, konnte die Schwächephase des Gegners allerdings überhaupt nicht nutzen. Im Gegenteil: Der Rückstand wurde immer größer und 15 Minuten vor Spielende erstmals zweistellig (29:19).
»Manchmal zu kompliziert«
Angeführt von Torhüterin Sarah Wachter schickten auch die DHB-Frauen eine klare Botschaft an die Olympia-Konkurrenz. Allein in der ersten Halbzeit vereitelte die Schlussfrau zehn Angriffe der Brasilianerinnen, die nach dem Sieg aus der Vorwoche diesmal chancenlos waren. Auch, weil die deutsche Abwehr deutlich aggressiver verteidigte.
Dennoch sei noch Luft nach oben, befand Gaugisch mit Blick auf die Chancenverwertung. »Diese einfachen Tore müssen wir machen. Da agieren wir manchmal zu kompliziert«, bemängelte der 50-Jährige. Vor allem um die Skandinavierinnen zu schlagen, braucht es mehr Effektivität beim Abschluss.
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