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Günther Oettinger: Schaufler war ein Freund und Ratgeber

Politiker würdigen den ehemaligen Minister Hermann Schaufler aus Reutlingen. Wortgewaltig, fleißig und mit Bodenhaftung.

Günther Oettinger, Ex-Ministerpräsident von Baden-Württemberg und früherer EU-Kommissar. FOTO: GEA-ARCHIV
Günther Oettinger, Ex-Ministerpräsident von Baden-Württemberg und früherer EU-Kommissar. FOTO: GEA-ARCHIV
Günther Oettinger, Ex-Ministerpräsident von Baden-Württemberg und früherer EU-Kommissar. FOTO: GEA-ARCHIV

STUTTGART/REUTLINGEN. »Er war einer der markantesten Minister, die Baden-Württemberg in den letzten Jahrzehnten hatte. Ich habe ihn 1979 in Reutlingen kennengelernt und als er 1984 in den Landtag kam, war er für mich der wichtigste Ratgeber«, sagt Günther Oettinger im Rückblick auf Hermann Schaufler. Der frühere CDU-Wirtschafts-, Verkehrs- und Umweltminister war am Donnerstag im Alter von 75 Jahren in Reutlingen gestorben. »Wir waren Freunde.« Er habe seine Fähigkeit zu analysieren, eine Lage zu erkennen und dann konsequente Folgerungen zu ziehen sehr geschätzt sagte der ehemalige baden-württembergische Ministerpräsident und spätere EU-Kommissar Oettinger (CDU).

Schaufler sei nicht nur ein Verwalter gewesen. Er habe mutige Reformen und Maßnahmen in Gang gesetzt. Mittelstand und Wirtschaft hätten davon profitiert. Schaufler war einer der Väter von Stuttgart 21 und er hatte regionale Bahnen reaktiviert. Schaufler habe den Tourismus, Gastronomie und Hotellerie im Land als einen ganz wichtigen Wirtschafts-, Arbeits- und Kulturfaktor verstanden. »Er war enorm fleißig, er hatte immer große Kisten mit Akten nach Hause genommen. Aber er konnte auch feiern.«

Oettinger schätzte auch »seine feine, nicht beißende Ironie, auch sich selbst gegenüber«. Schaufler habe sich Anerkennung und Respekt erarbeitet. »Die Kollegen der anderen Parteien schätzten ihn.« Natürlich war Schaufler auch kantig und eckig und konnte heftig streiten. »Aber immer mit Sachverstand und Fairness.«

Oettinger trauert um einen Freund. Bis zuletzt hatten sie Kontakt gehalten, erzählte er. »In den letzten Wochen haben wir regelmäßig telefoniert und ich habe ihn auch in Reutlingen besucht.«

Ausbau des Regionalverkehrs

Der CDU-Landesvorsitzende Thomas Strobl würdigte den gebürtigen Tübinger als einen »besonderen Politiker, der stets mutig und nach vorne gerichtet handelte«. Schaufler sei ein Vorreiter und Vordenker für eine moderne Mobilitätspolitik gewesen, erklärte Strobl.

»Der Verlust von Hermann Schaufler macht meine Kolleginnen und Kollegen der CDU-Landtagsfraktion und mich sehr betroffen«, teilte Fraktionschef Manuel Hagel mit. »Hermann Schaufler war ein Vollblutpolitiker, der immer alles für seine Heimat und die Menschen in Baden-Württemberg gegeben hat.« Er sei eine tragende Stütze der Landesregierung sowie ein wortgewaltiger Abgeordneter gewesen, der seine Bodenhaftung behalten habe, sagte Hagel.

Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) würdigte Schaufler als engagierten Wegbereiter für den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs in Baden-Württemberg. Schaufler habe die Regionalisierung der Bahn vorangebracht, sich für die Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken wie der Ermstalbahn und der Ammertalbahn eingesetzt und die Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg mit angeschoben.

Auch der Aufbau des Karlsruher Stadtbahnetzes wäre ohne die Unterstützung von Schaufler nicht möglich gewesen, sagte Minister Hermann. Das Land verliere mit ihm einen streitbaren, aber im Umgang stets fairen langjährigen Parlamentarier, erklärte er. (jr/dpa)