Der Bundestagsabgeordnete Roderich Kiesewetter ist am Samstag in Aalen östlich von Stuttgart bei einem CDU-Wahlstand von einem Mann angegangen und leicht verletzt worden. Das teilte die Polizei mit. Der Mann habe ihn gestoßen, geschlagen und sei anschließend geflüchtet. Kiesewetter sei vor Ort nicht medizinisch behandelt worden. Der Tatverdächtige sei der Polizei bekannt, sagte ein Sprecher. Zunächst hatte die »Schwäbische Post« darüber berichtet. Nach ihren Angaben soll es sich bei dem Mann um einen Aalener Gemeinderatskandidaten einer der Querdenkerbewegung nahestehenden Partei handeln.
In den vergangenen Wochen hatten zahlreiche Angriffe auf Politikerinnen und Politiker für Aufsehen gesorgt, unter anderem wurde in Dresden der SPD-Wahlkämpfer Matthias Ecke krankenhausreif geschlagen.
Der Vorfall mit Kiesewetter ereignete sich am Samstag gegen 9.15 Uhr auf dem Marktplatz von Aalen, wie die Polizei mitteilte. Der mutmaßliche Täter ist 55 Jahre alt. Das Opfer meldete sich am Abend auf der Plattform X zu Wort und bedankte sich für die öffentliche Anteilnahme. »Ich halte weiter Kurs ganz besonders für die Unterstützung der Ukraine«, schrieb Kiesewetter. »Euer Zuspruch gibt Kraft, weiter gemeinsam für Demokratie & Freiheit einzustehen!« Der Außenpolitiker setzt sich für mehr Unterstützung für die von Russland angegriffene Ukraine ein.
Zuvor hatte der Bundestagsabgeordnete der »Schwäbischen Post« gesagt, er sei verbal attackiert worden. Dann sei er angerempelt worden. »Ich wusste nicht, wer die Person gewesen ist. Als ich ihm sagte, er solle aufhören, riss er das Dach am Wahlkampfstand mit.« Er habe dann von dem Mann eine Aufnahme machen wollen und sei ihm hinterhergelaufen. »Als er das sah, schlug er auf mich ein und drückte mich in ein Hochbeet und fügte mir auch Schürfwunden zu.« Kurz danach sei auch schon die Polizei gekommen, der er angeboten habe, dass er von einer Anzeige absehe, wenn sich die betreffende Person entschuldige.
Zahlreiche Politikerinnen und Politiker zeigten sich solidarisch mit Kiesewetter. Bundesinnenministerin Nancy Faeser wünschte ihm schnelle Erholung. »Gewalt ist in unserer Demokratie niemals hinnehmbar und muss schnell und hart geahndet werden«, schrieb die SPD-Politikerin auf der Plattform X.
Grünen-Parteichefin Ricarda Lang, die den Nachbarwahlkreis Schwäbisch Gmünd vertritt und oft selbst Opfer von Beleidigungen ist, erklärte auf X: »Wenn einer von uns angegriffen wird, stehen wir als Demokraten alle zusammen!« Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) teilte ebenfalls auf der Plattform mit: »Traurige Realität ist, dass in diesem Wahlkampf kaum ein Tag vergeht, an dem nicht über Angriffe auf Menschen, die sich in der Demokratie engagieren, berichtet wird. Es bleibt aber dabei: Gewalt darf nie gewinnen.«
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