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Burg Hohenzollern kommt bei diesem Papa aus dem 3D-Drucker

Der Balinger David Tahir erstellte einen ganz persönlichen Nachbau der berühmten Burg des Hauses Hohenzollern bei Hechingen am Computer. Auch, weil die angekündigte Veröffentlichung eines Produktes des Modellbau-Herstellers Bluebrixx weiter auf sich warten lässt.

David Tahir mit seinem Sohn Henry und der Burg Hohenzollern.  FOTO: HAILE
David Tahir mit seinem Sohn Henry und der Burg Hohenzollern. Foto: Benno Haile
David Tahir mit seinem Sohn Henry und der Burg Hohenzollern.
Foto: Benno Haile

BALINGEN. Aus dem Dachfenster des Hauses, in dem David Tahir mit seiner Familie in Balingen lebt, hat man den perfekten Blick auf die Burg Hohenzollern: »Wir sind vier, fünfmal im Jahr dort, weil meine Söhne große Fans von Burgen, Rittern und dem Mittelalter sind«, erzählt Tahir.

Da der studierte Wirtschaftsinformatiker, der als Software-Entwickler in einem Balinger Unternehmen angestellt ist und zudem selbstständig tätig ist, schon alleine berufsbedingt einen 3D-Drucker zu Hause hat, hatte er seinen beiden Söhnen Henry (6) und Ben (4) bereits in der Vergangenheit eine kleine Spielzeugburg ausgedruckt – noch ohne reales Vorbild.

Seine Jungs wollten jedoch auch ein Modell der Burg Hohenzollern – am liebsten aus Klemmbausteinen. Da kam die Ankündigung des Noppensteinhändlers Bluebrixx, ein Set der Burg in den Handel bringen zu wollen, eigentlich wie gerufen.

»Was ich mache, ist wahrscheinlich nichts mehr für die meisten Noppenstein-Fans«

Doch die Wartezeit auf das Set, das eigentlich bereits für das vergangene Weihnachtsgeschäft angekündigt war, nun aber erst in diesem Sommer kommen soll, dauerte Tahir zu lange: »Ich habe irgendwann gesagt: Der Papa kann das.«

Und so machte sich der Vater für seine Söhne an ein Projekt, das weit über 150 Arbeitsstunden schlucken sollte: Ein Modell der Burg Hohenzollern, das mit Noppensteinen bespielt werden kann. Denn sowohl der Vater als auch die Söhne sind große Klemmbaustein-Fans. »Im Büro habe ich ein Lego Modell des Eiffelturms – da haben beide schon fleißig beim Bau mitgeholfen«, erzählt Tahir.

Dass es sich dabei um ein großes und komplexes Set mit 10 000 Einzelteilen handelt, das mit »18+« ausgezeichnet ist und sich eher an Erwachsene richtet, habe seine Söhne wenig beeindruckt.

Bei der Entwicklung seines Modells war die erste Herausforderung für David Tahir, an ein geeignetes 3D-Modell der Zollernburg zu kommen. Selber eines mithilfe von Drohnenfotos zu erstellen, fiel aufgrund des Drohnenflugverbots über der Burg aus dem Rennen. Ein Modell, das er im Internet fand, durfte man weder für den kommerziellen noch für den privaten Gebrauch verwenden.

Doch glücklicherweise gab es auch eines unter Creative-Commons-Lizenz, das er frei verwenden durfte. Danach wurde ein einzelner 1x1-Noppen-großer Legostein genau vermessen und in dem Open Source-Programm »Blender« eingepflegt.

»Ich bin großer Anhänger des Open-Source-Gedanken«, erklärt Tahir. Deshalb stellt der Entwickler sowohl Zwischenstände als auch das fertige Druckmodell kostenlos zum Download zur Verfügung.

»Mir ist es wichtig, mein Wissen auch weiterzugeben«, erklärt er. Deshalb hat er in einer Fachzeitschrift auch bereits eine Anleitung zum Bau eines Quadrocopters veröffentlicht und plant bereits einen Beitrag, der eine Anleitung zum Druck von beliebigen 3D-Modellen geben soll. Vom 3D-Modell aus dem Internet erzeugte Tahir eine Punktwolke, in der er jeden einzelnen Punkt durch seinen digitalen Klemmbaustein ersetzte. Fertig war das 3D-Modell.

Doch bevor gedruckt werden konnte, musste noch viel ausprobiert werden: Ich musste herausfinden, wie dicht ich das Ganze drucken muss – dabei wollte ich unter 7 Kilo Material landen."

»Das Modell von Bluebrixx werde ich mir höchstwahrscheinlich – nein: Mit Sicherheit –trotzdem holen«

Über 150 Stunden habe er in die Entwicklung gesteckt, 40 Revisionen vorgenommen, ehe die 41. Version des Modells in den 3D-Druck ging. Seither läuft der 3D-Drucker mehr oder weniger ununterbrochen: »Die reine Druckzeit beträgt 18 Tage und 6 Stunden.« Dabei druckt Tahir nicht etwa Stein für Stein, sondern einzelne, große Elemente, die am Ende mit Dübeln verbunden und verklebt werden. »Was ich mache, ist wahrscheinlich gar nichts für die meisten Noppenstein-Fans«, erklärt Tahir.

Das Modell, das fertig montiert 87 cm x 51 cm x 37 cm groß sein wird, komme einer klassischen Grundplatte näher als einem Bausatz – könne dank der Noppen aber ideal mit weiteren Steinen ergänzt und Figuren bespielt werden.

Das tun Henry und Ben bereits jetzt, auch wenn das Modell noch gar nicht fertig gedruckt ist. "Sie freuen sich über jedes Einzelteil, das aus dem Drucker kommt." Und womit spielt der Papa? »Das Modell von Bluebrixx werde ich mir höchstwahrscheinlich – nein: Mit Sicherheit –trotzdem holen«, erklärt Tahir.

Das ist ganz im Gegensatz zu seinem eigens entwickelten Modell auch nicht zum Bespielen und rein für die Vitrine gedacht: »Ich weiß auch nicht, ob ich das den Kindern geben würde.« (ZAK)