Angesichts der »Reichsbürger«-Razzia in seiner Gemeinde hat der Bürgermeister von Althengstett (Landkreis Calw) mangelnde Information seitens der Bundesanwaltschaft beklagt. Die örtlichen Behörden seien weder am Dienstagvormittag noch im Vorfeld über den Einsatz informiert worden, sagte Rüdiger Klahm (parteilos) der Deutschen Presse-Agentur. In sozialen Netzwerken seien Fotos von der Aktion und Spekulationen über Schüsse, Tote und Verletzte verbreitet worden.
»Nachdem das dann eben doch eine Stunde oder anderthalb Stunden unklar war, sorgte das im Ort schon für eine gewisse Verwirrung, wo man auch mangels Informationen einfach die Bevölkerung nicht beruhigen konnte«, sagte Klahm, der seit rund einem Jahr im Amt ist. Etwa 100 Meter vom Einsatzort entfernt liege ein Kindergarten. Da sei die Frage gewesen, ob die Kinder im Garten spielen beziehungsweise nach Hause gelassen werden könnten.
Die Bundesanwaltschaft hatte am Dienstag unter anderem in Althengstett Gebäude durchsuchen lassen im Zusammenhang mit den Ermittlungen gegen die mutmaßliche Terrorgruppe um den »Reichsbürger«-Ideologen Heinrich XIII. Prinz Reuß. Klahm zeigte sich überrascht, dass es einen solchen Einsatz in seiner Gemeinde gab. Es habe keine Anzeichen gegeben, dass in Althengstett ein Schwerpunkt der Szene sein könnte, die die Bundesrepublik und ihre Gesetze nicht anerkennen. »Gleichzeitig muss man immer, glaub' ich, damit rechnen, dass im Verborgenen sowas auch vorkommen kann.«
© dpa-infocom, dpa:240604-99-275110/2