Ein palästinensischer Attentäter ist in Ost-Jerusalem an einer Bushaltestelle in eine Menschenmenge gefahren und hat mindestens zwei Menschen getötet. Darunter sei auch ein sechsjähriges Kind, teilte die israelische Polizei am Freitag mit.
Bei dem zweiten Toten handelt es sich um einen 20 Jahre alten Mann. Mindestens fünf Menschen wurden verletzt. Sanitäter berichteten von schockierenden Szenen vor Ort, in der Nähe einer israelischen Siedlung. Der Attentäter - ein 31 Jahre alter Palästinenser - wurde nach Angaben der Polizei getötet.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu ordnete an, das Haus des Mannes umgehend versiegeln zu lassen und dann abzureißen. Zudem seien Einheiten in dem Gebiet verstärkt worden, um »unverzüglich Ermittlungen und Verhaftungen im Umfeld des Terroristen durchzuführen«, teilte sein Büro mit. Mindestens zehn Angehörige seiner Familie wurden festgenommen. Israels neue Rechtsregierung geht härter gegen Attentäter vor als frühere Kabinette.
Der rechtsextreme Polizeiminister Itamar Ben-Gvir ordnete zudem die Polizei an, sich auf eine Neuauflage der Militäroperation »Schutzschild« in Ost-Jerusalem vorzubereiten. Mit der großangelegten Operation hatte Israel 2002 im Westjordanland auf eine Serie blutiger Anschläge reagiert. In der Vergangenheit wurden nach Terroranschlägen immer wieder Rufe nach einer Neuauflage laut. Ben-Gvir forderte zudem, ein Gesetz zur Todesstrafe für Terroristen so schnell wie möglich zu verabschieden.
Jerusalem war in den vergangenen Jahren immer wieder Schauplatz schwerer Anschläge. Zuletzt erschoss vor zwei Wochen ein palästinensischer Attentäter bei einer Synagoge in Ost-Jerusalem sechs Israelis und eine Ukrainerin - der Anschlag mit den meisten Todesopfern seit 2008.
Konflikt erneut eskaliert
»Unsere Herzen schmerzen nach dem abscheulichen Terrorangriff kurz vor Schabbat in Jerusalem«, schrieb Präsident Izchak Herzog auf Twitter. Im Gazastreifen wurde der Angriff hingegen aus Moscheen über Lautsprecher gefeiert. Ein Sprecher der dort herrschenden Hamas bezeichnete ihn als »natürliche Reaktion auf alle Verbrechen der Besatzung gegen das palästinensische Volk«. Er verwies auf eine Razzia der israelischen Armee in der Stadt Jericho, bei der fünf Mitglieder der islamistischen Palästinenserorganisation getötet wurden. Der Islamische Dschihad im Gazastreifen lobte den Anschlag als »heroisch«.
Die US-Regierung verurteilte die Attacke. »Der vorsätzliche Angriff auf unschuldige Zivilisten ist verabscheuungswürdig und unanständig«, erklärte Außenminister Antony Blinken.
Israels Verteidigungsminister Joav Gallant kündigte derweil finanzielle Sanktionen gegen 87 Bewohner Ost-Jerusalems an, die im Zusammenhang mit terroristischen Aktivitäten stehen sollen. Demnach soll Geld beschlagnahmt werden, das von der Palästinensischen Autonomiebehörde an in Israel inhaftierte Palästinenser und deren Familien gezahlt wurde.
Israels Regierung - die am weitesten rechts stehende, die das Land je hatte - ist erst seit rund sechs Wochen im Amt. Seitdem ist der Konflikt mit den Palästinensern noch einmal gefährlich eskaliert. Die Gewaltwelle hatte allerdings schon früher mit einer Serie von Anschlägen begonnen. Seither unternimmt die israelische Armee im Westjordanland fast täglich Razzien. Dabei kommt es immer wieder zu Konfrontationen. Allein in diesem Jahr wurden mehr als 40 Palästinenser bei Zusammenstößen getötet.
Israel hatte 1967 das Westjordanland und Ost-Jerusalem erobert. Dort leben heute mehr als 600.000 israelische Siedler. Die Palästinenser beanspruchen die Gebiete für einen unabhängigen Staat Palästina mit dem arabisch geprägten Ostteil Jerusalems als Hauptstadt.
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