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Zuwachs aus Afrika: Heißt die G20 demnächst G21?

Sind die G20 bereits eine Art Marke, an deren Namen man unbedingt festhalten sollte? Mit der Aufnahme der Afrikanischen Union stellt sich zumindest die Frage einer Umbenennung.

Indien
Narendra Modi (r.) begrüßt Cyril Ramaphosa, Präsident von Südafrika, bei seiner Ankunft im Bharat Mandapam Kongresszentrum anlässlich des G20-Gipfels. Foto: Evan Vucci/DPA
Narendra Modi (r.) begrüßt Cyril Ramaphosa, Präsident von Südafrika, bei seiner Ankunft im Bharat Mandapam Kongresszentrum anlässlich des G20-Gipfels.
Foto: Evan Vucci/DPA

Die G20 hat erstmals seit ihrer Gründung 1999 Zuwachs bekommen. Auf dem Gipfel in Indien einigte sich die Staatengruppe darauf, die Afrikanische Union (AU) als zweite Regionalorganisation neben der Europäischen Union aufzunehmen. Unklar ist aber noch, was aus dem Namen wird. Heißt die G20 künftig G21?

Der amtierende G20-Präsident, Indiens Ministerpräsident Narendra Modi, macht nicht den Eindruck, als wäre er für eine Umbenennung. »Ich fühle mich geehrt, die Afrikanische Union als ständiges Mitglied in der G20-Familie zu begrüßen«, erklärte er am Samstag nach dem Beschluss zur Erweiterung. G21 war in Neu Delhi auch sonst noch von niemandem zu hören.

Es würde allerdings einiges für eine Namensänderung sprechen. Die G20 besteht seit 24 Jahren aus 19 wirtschaftsstarken Industrie- und Schwellenländern und der EU als Regionalorganisation, die als Vollmitglied der Gruppe mitgezählt wird. Das müsste dann eigentlich auch für die mit der EU vergleichbare AU gelten - auch um dem Anspruch einer Partnerschaft auf Augenhöhe zwischen den Staaten des globalen Nordens und Südens gerecht zu werden. Das Hauptargument für eine Beibehaltung des bisherigen Namens lautet, G20 sei eine Marke, die man nicht ändern sollte.

Aufnahme weiterer Mitglieder möglich

Bei der G7 führender westlicher Demokratien ist die Zählweise im Namen übrigens eine andere. Auch dort ist die EU Vollmitglied. Sie wird aber nicht mitgezählt, sondern nur die sieben Staaten, die der Gruppe angehören. Würde man dieses Prinzip auf die G20 anwenden, müsste man sie G19 nennen.

Die G7 ist schon mehrfach erweitert oder verkleinert worden - und immer wurde der Name geändert. 1975 wurde die Gruppe von den USA, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Japan als »Gruppe der Sechs« bei einem ersten Gipfel auf Schloss Rambouillet bei Paris gegründet. Vorläufer waren Finanzministertreffen der G5 - noch ohne Italien.

Schon 1976 kam Kanada als Nummer sieben hinzu und nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurde Russland Schritt für Schritt in die Staatengruppe integriert - bis zur Vollmitgliedschaft 2002. Die G8 existierte aber nur wenige Jahre. Nach der russischen Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim 2014 wurde Russland wieder ausgeschlossen, und aus der G8 wurde wieder die G7.

Die Frage einer Umbenennung in G21 könnte sich übrigens auch aus einem anderen Grund bald erledigt haben. Es ist gut möglich, dass weitere Mitglieder hinzukommen. Die Regionalorganisationen Asean südostasiatischer Staaten und Celac lateinamerikanischer und karibischer Staaten haben beim Gipfel in Neu Delhi nach Teilnehmerangaben bereits ihren Anspruch auf eine Aufnahme in den Club geltend gemacht. Auch Nigeria strebt als bevölkerungsreichstes und wirtschaftsstärkstes Land Afrikas in die G20.

© dpa-infocom, dpa:230910-99-139397/2