Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat sich mit Blick auf eine vollständige Wiederaufnahme des Getreideabkommens »zuversichtlich« gezeigt.
Man könne eine »lösungsorientierte Zusammenarbeit« aufbauen, hieß es in einer Mitteilung des türkischen Kommunikationsministeriums nach einem Telefon Erdogans mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin am Dienstag. Eine Lösung der »Getreidekrise« würde auch eine Rückkehr zu Verhandlungen anregen können, wurde Erdogan zitiert.
UN: Keine Schiffsdurchfahrten im Schwarzen Meer am Mittwoch
Nach der Aussetzung des Abkommens kündigen die Vereinten Nationen die Einstellung des Schiffsverkehrs im Schwarzen Meer für Mittwoch an. »Das UN-Sekretariat und das Gemeinsamen Koordinierungszentrum berichten, dass die Delegationen der Ukraine, der Türkei und der Vereinten Nationen vereinbart haben, für morgen, den 2. November, keine Bewegung von Schiffen im Rahmen der Schwarzmeer-Getreideinitiative zu planen«, sagte Sprecher Farhan Haq am Dienstag in New York.
Er betonte dabei, dass die Aussetzung der Vereinbarung von Moskau eine »vorübergehende und außergewöhnliche Maßnahme« sei. Die Pause im Schiffsverkehr sei ebenfalls eine »vorübergehende Maßnahme« - es gehe bis auf weiteres nur um den Mittwoch.
Frachter verlassen am Dienstag ukrainische Häfen
Am Dienstag war die Ausfuhr ukrainischen Getreides im Rahmen der Initiative noch weitergegangen. Das mit dem Abkommen eingerichtete Kontrollzentrum in Istanbul teilte mit, am Dienstag hätten drei Frachter ukrainische Häfen verlassen. Die Kontrolle von Schiffen um Istanbul werde derzeit ohne Inspektoren der Ukraine und Russlands und nur von Vertretern der UN und der Türkei durchgeführt.
Das Getreideabkommen sieht eigentlich Kontrollen mit Vertretern aller vier Delegationen vor. Unter den Schiffen ist laut UN-Daten auch die mit Mais beladene »SSI Challenger« mit dem Ziel Deutschland. Am Montag wurden demnach 46 Untersuchungen abgeschlossen worden. Die Schiffe werden inspiziert um sicherzustellen, dass sie keine Waffen oder Ähnliches geladen haben.
Russland setzt Abkommen nach Drohnenangriffen aus
Russland hatte am Samstag das unter Vermittlung der Türkei und der UN geschlossene Abkommen ausgesetzt. Zur Begründung nannte Moskau Drohnenangriffe Kiews auf seine Schwarzmeerflotte. Die Ukraine müsse sich eindeutig verpflichten, den Seekorridor der Getreideschiffe nicht militärisch zu nutzen, forderte Putin. Erst dann könne man über eine Rückkehr Russlands zu der Vereinbarung reden. Nach UN-Auffassung ist das Seegebiet nur während der Getreidetransporte geschützt, aber nicht nachts.
Nach Mitteilung des Kremls bemängelte Putin, dass der zweite Teil der Vereinbarung nicht umgesetzt werde, nämlich eine Erhöhung russischer Getreide- und Düngerexporte. Diese Ausfuhren sind nicht mit Sanktionen belegt. Doch die westlichen Strafmaßnahmen insgesamt machen das Geschäftsfeld schwierig für Firmen, die russisches Getreide transportieren und kaufen wollen.
Der Weizenhandel in die andere Richtung
Währenddessen hat Pakistan einen neuen Vertrag mit Russland über die Lieferung von mehr als 300.000 Tonnen Weizen geschlossen. Die Regierung in Islamabad hofft damit nach eigenen Angaben vom Dienstag, einer drohenden Hungerkrise entgegenzuwirken. Der Ertrag von Getreide in dem südasiatischen Land mit mehr als 225 Millionen Einwohnern ist in diesem Jahr deutlich zurückgegangen. Gründe waren eine Hitzewelle und dann Rekordfluten, die Getreidefelder großflächig zerstörten.
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