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Zivilprozess wegen Vergewaltigungsvorwurf ohne Trump

Die Vorwürfe gegen Donald Trump sind strafrechtlich verjährt, trotzdem landen sie nun vor Gericht. Eine Frau wirft dem ehemaligen US-Präsidenten vor, sie vor Jahrzehnten vergewaltigt zu haben.

Jean Carroll
US-Autorin Jean Carroll (M) kommt zum Bundesgericht in Manhattan. Foto: Wenig
US-Autorin Jean Carroll (M) kommt zum Bundesgericht in Manhattan.
Foto: Wenig

Ein Zivilprozess wegen eines Vergewaltigungsvorwurfs gegen Donald Trump hat in Abwesenheit des früheren US-Präsidenten begonnen. Zum Auftakt des Verfahrens gestern war der Republikaner wie erwartet nicht nach New York gereist. Nachdem am ersten Sitzungstag zunächst die zwölf Geschworenen gewählt wurden, begannen übereinstimmenden Medienberichten zufolge die Eröffnungsplädoyers in dem Fall.

Die US-Autorin Jean Carroll wirft Trump vor, er habe sie Mitte der 1990er Jahre in einem New Yorker Kaufhaus vergewaltigt. Der damals noch nicht als Politiker tätige Immobilienunternehmer weist die Anschuldigung zurück. Strafrechtlich sind die Vorwürfe verjährt, zivilrechtlich stand Carroll der Rechtsweg noch offen.

Carroll will entschädigt werden

Es wird geschätzt, dass der Prozess eine Woche dauern könnte. Trumps Anwalt Joseph Tacopina hatte gesagt, der ehemalige Präsident würde zwar gerne nach New York kommen, wolle der Stadt aber den großen logistischen Aufwand ersparen, der mit einer Reise in die Ostküstenmetropole und den zentralen Bezirk Manhattan verbunden wäre.

Carroll, die heute 79 Jahre alt ist, verlangt Entschädigung von Trump. Sie hatte den Vergewaltigungsvorwurf 2019 in einem Buchauszug öffentlich gemacht. Trump reagierte damals unter anderem mit der Bemerkung, Carroll sei nicht sein Typ. Er warf ihr auch vor, nur den Absatz ihres Buches ankurbeln zu wollen. Die Schriftstellerin klagte daraufhin gegen Trump - zunächst wegen Verleumdung, weil er sie als Lügnerin dargestellt habe. Ein neues New Yorker Gesetz machte zuletzt die Erweiterung um den Vorwurf der Körperverletzung möglich.

Trump spricht erneut von »Hexenjagd«

Die Stimmung in den USA bezüglich der rechtlichen Verfolgung Trumps ist aufgeheizt. Gegen den 76-Jährigen wird wegen einer Reihe möglicher Verbrechen ermittelt. Trump selbst stellt das Vorgehen der Strafverfolgungsbehörden gegen ihn als politisch motivierte »Hexenjagd« dar. Er will erreichen, dass ihn die Republikaner als Kandidaten für die Präsidentenwahl 2024 aufstellen.

Anfang April wurde Trump als erster ehemaliger US-Präsident strafrechtlich angeklagt. Der Bezirksstaatsanwalt von Manhattan, Alvin Bragg, wirft ihm vor, mit Schweigegeldzahlungen an zwei Frauen versucht zu haben, seine Chancen bei der Präsidentenwahl 2016 zu erhöhen und damit gegen Wahlgesetze verstoßen zu haben.

© dpa-infocom, dpa:230426-99-449253/4