Die Zahl der Gerichtsverfahren in Zusammenhang mit dem Klimawandel hat sich laut dem UN-Umweltprogramm (UNEP) in den vergangenen fünf Jahren mehr als verdoppelt.
In einem veröffentlichten Bericht hieß es, 2022 seien knapp 2200 Klimaklagen verhandelt worden. Bei der ersten Auflage des Berichts 2017 waren es nicht einmal 900. Das Umweltprogramm hatte für den Bericht in Zusammenarbeit mit der Columbia University in New York City eine Datenbank zu klimaspezifischen Gerichtsprozessen ausgewertet. Die meisten Verfahren gab es demnach in den USA. Knapp ein Fünftel der Prozesse wurden in Entwicklungsländern geführt.
Experten rechnen künftig mit weiteren Prozessen
»Die Menschen wenden sich zunehmend an die Gerichte, um die Klimakrise zu bekämpfen«, sagte UNEP-Exekutivdirektorin Inger Andersen. Sie zögen Regierungen und Unternehmen zur Rechenschaft, indem die Menschen Rechtsstreitigkeiten zu einem Schlüsselmechanismus im Kampf gegen den Klimawandel machten.
Für die Zukunft prognostizieren die UNEP-Experten weitere Prozesse insbesondere von Mitgliedern indigener Völker, die oft besonders stark von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind. Zudem dürfte es künftig außerdem häufigere Streitigkeiten über die Haftung nach extremen Wetterereignissen geben. Auch Verfahren zur Klimamigration werden laut dem Bericht zunehmen.
Situation in Deutschland
In Deutschland kommt es ebenfalls immer wieder zu Klimaklagen insbesondere gegen Unternehmen. Im Februar verklagte ein Biobauer aus Detmold den Autokonzern VW erfolglos. Der Mann wollte den Autobauer zwingen, sein Verbrennergeschäft einzustellen. Im März dieses Jahres verhandelte außerdem der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte erstmals über eine Klimaklage.
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