Krieg, Klima und die Corona-Pandemie: Die Zahl der weltweit an Hunger leidenden Menschen ist laut Schätzungen der Vereinten Nationen (UN) im vergangenen Jahr wegen zahlreicher Krisen weiter gestiegen.
2021 waren im Mittel etwa 768 Millionen Menschen von Hunger betroffen, rund 46 Millionen mehr als im Vorjahr, wie es im jährlichen Bericht zur weltweiten Versorgungslage hieß, der in New York vorgestellt wurde. »Die Zahlen zeigen klar in die falsche Richtung«, sagte der Chef des Welternährungsprogramms WFP, David Beasley. Er forderte, den ärmsten Gemeinschaften zu helfen, sich gegen Hunger zu schützen. »Wenn wir das in der Vergangenheit schon erfolgreich eingefädelt hätten, hätte der Krieg in der Ukraine heute nicht solche desaströsen globalen Auswirkungen.«
Die Welt bewegt sich rückwärts
Die Kurve der vergangenen Jahre zeigt weiter nach oben. Selbst wenn sich die Weltwirtschaft erholt, rechnen die UN mit immer noch 670 Millionen Hungernden im Jahr 2030. Die Welt bewege sich in ihrem Bestreben, den Hunger bis 2030 zu beenden, rückwärts, schrieben die Experten. Die Herausforderungen bei Hunger und Mangelernährung wüchsen.
In dem Bericht beschreiben mehrere UN-Organisationen wie Unicef, die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) die weltweite Lage der Versorgung mit Nahrung und die Qualität der Ernährung der Weltbevölkerung. Sie fordern sofortiges Handeln im Kampf gegen Hunger und mehr Investitionen in der Landwirtschaft, um die Produktion widerstandsfähiger vor Krisen zu machen.
Milliarden können sich keine gesunde Ernährung leisten
Die UN führten die gestiegene Zahl Hungernder auf die Corona-Pandemie, die Folgen des Klimawandels und Konflikte zurück. Zum Beispiel hätten sich die Volkswirtschaften in den von der Pandemie am stärksten betroffenen Ländern ungleich erholt - und Einkommensverluste teils gar nicht. Nach den aktuellen UN-Zahlen von 2020 konnten sich fast 3,1 Milliarden Menschen deshalb keine gesunde Ernährung leisten.
Der russische Angriffskrieg in der Ukraine birgt dem Bericht zufolge ein weiteres Risiko, da Lieferketten wegen des Konflikts unterbrochen wurden. Das Land war vor dem Krieg ein wichtiger Getreide- und Mais-Exporteur für den Weltmarkt und vor allem für Entwicklungsländer, die nun mit der Ausfuhrblockade besonders zu kämpfen haben.
Den Berechnungen der FAO zufolge können die Ausfälle in diesem und im kommenden Jahr nur teilweise mit Getreide aus den Speichern aufgefangen werden. Infolge des Konflikts stiegen außerdem die Lebensmittelpreise im ersten Halbjahr 2022 deutlich. Besonders schlimm ist die Lage bei der Versorgung mit Nahrungsmitteln den UN zufolge in Ländern des Nahen Ostens und in Afrika.
»Zahlreiche Staaten insbesondere in Afrika müssen wieder unabhängiger werden in ihrer Versorgung mit Nahrungsmitteln und ihre Abhängigkeiten vom Weltmarkt reduzieren«, forderte der Agrar-Experte von der Naturschutzorganisation WWF, Rolf Sommer.
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