Logo
Aktuell Inland

Woelki will Erzbischof bleiben - Der Papst ein »alter Mann«

Kardinal Woelki hat in seinem wichtigsten Beratungsgremium für eine zweite Chance geworben - nicht ohne Erfolg. Überrascht reagierten mehrere Teilnehmer allerdings auf Aussagen Woelkis über den Papst.

Kardinal Woelki
Kardinal Rainer Maria Woelki spricht ein Weihegebet für Russland und die Ukraine im Kölner Dom. Foto: Henning Kaiser
Kardinal Rainer Maria Woelki spricht ein Weihegebet für Russland und die Ukraine im Kölner Dom.
Foto: Henning Kaiser

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hat in seinem wichtigsten Beratungsgremium für einen gemeinsamen Neuanfang im größten deutschen Bistum geworben.

Er wolle Erzbischof bleiben, lege sein Schicksal aber in die Hände des Papstes, sagte Woelki bei der nicht öffentlichen Zusammenkunft des Diözesanpastoralrats am Freitagabend und Samstag in Düsseldorf.

Irritationen über Papst-Aussage

Irritation löste Woelki bei mehreren der insgesamt etwa 60 anwesenden Mitglieder des Gremiums mit Äußerungen über Papst Franziskus aus. Er habe den Papst als »alt« und »realitätsfremd« beschrieben, berichteten mehrere Mitglieder übereinstimmend der Deutschen Presse-Agentur. Ein Sprecher des Erzbistums sagte, Woelki habe zwar die Formulierung »alter Mann« für den 85-jährigen Papst verwendet, dies sei aber in keiner Weise despektierlich gemeint gewesen. Einer der Teilnehmer sagte über Woelki: »Wir haben einen ehrlichen, authentischen Bischof erlebt.«

Die Bereitschaft, Woelki eine zweite Chance zu geben, sei spürbar gewesen, sagte der Wuppertaler Stadtdechant Bruno Kurth im Anschluss an das zweitägige Treffen, ebenso aber auch Skepsis. »Ich schwanke zwischen der realistischen Wahrnehmung dessen, was ich an den beiden Tagen erlebt habe, und dem Prinzip Hoffnung«, sagte Kurth. »Ich stelle mir mit Blick auf unser Erzbistum sorgenvoll die Frage: Kommen wir weiter - oder wiederholt sich Vieles, was wir vor der Auszeit schon erlebt haben?«

Franziskus hatte Woelki in Auszeit geschickt

Papst Franziskus hatte Woelki im vergangenen Jahr »große Fehler« insbesondere in seiner Kommunikation vorgeworfen und ihn in eine fünfmonatige Auszeit geschickt. Zuvor war Woelki unter anderem in die Kritik geraten, weil er ein Gutachten zum Umgang von Bistumsverantwortlichen mit Missbrauchsvorwürfen aufgrund von rechtlichen Bedenken nicht veröffentlicht hatte. Woelki bot dem Papst seinen Rücktritt an, worüber dieser bisher aber noch nicht entschieden hat. Vor einem Monat hat Woelki seine Amtsgeschäfte zunächst wieder aufgenommen.

Bei dem Treffen in Düsseldorf kündigte Woelki an, die Verwaltung des Erzbistums reformieren zu wollen. An der Spitze soll künftig kein Theologe mehr stehen, sondern ein Verwaltungsexperte. Der bisherige Generalvikar Markus Hofmann - Woelkis Stellvertreter - räumt dafür zum 1. Juli seinen Posten. Hofmann gilt als loyaler Unterstützer Woelkis, war aber zusammen mit diesem zunehmend in die Kritik geraten. Am Freitag hatte das Erzbistum mitgeteilt, dass bei einer Routineprüfung ein Vertrag im Stiftungsbereich des Erzbistums Köln aufgefallen sei, der einer weiteren Klärung bedürfe.

© dpa-infocom, dpa:220402-99-772262/2