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Wer kann Kanzler? Top-Politiker laut Umfrage kaum geeignet

Das Zutrauen in die deutsche Politik ist derzeit schwach. Das zeigt sich auch bei der Frage, wer das Land vom Kanzleramt aus führen könnte. Selbst mit Blick auf den Amtsinhaber überwiegen die Zweifel.

Friedrich Merz und Markus Söder
Markus Söder (r.), derzeit Ministerpräsident von Bayern, liegt nicht nur an der Spitze aller neun abgefragten Top-Politiker, sondern auch klar vor CDU-Chef Friedrich Merz. Foto: Peter Kneffel/DPA
Markus Söder (r.), derzeit Ministerpräsident von Bayern, liegt nicht nur an der Spitze aller neun abgefragten Top-Politiker, sondern auch klar vor CDU-Chef Friedrich Merz.
Foto: Peter Kneffel/DPA

Die führenden Köpfe der Bundestags-Parteien sind einer Yougov-Umfrage zufolge kaum tauglich fürs Kanzleramt, darunter der amtierende Regierungschef Olaf Scholz (SPD). Nur 29 Prozent von knapp 2.400 Teilnehmerinnen und Teilnehmern nannten Scholz geeignet, 58 Prozent ungeeignet. Die Werte ermittelte das Institut im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur. Fast alle anderen abgefragten Spitzenpolitiker lagen noch schlechter, mit Ausnahme von CSU-Chef Markus Söder: Ihn nannten 36 Prozent geeignet, 48 Prozent ungeeignet.

Zuletzt hatten mehrere andere Umfragen großes Misstrauen der Wähler in das Funktionieren der Demokratie und des Staats gezeigt. Nun legte Yougov 2.387 Wahlberechtigten über 18 Jahren eine Liste von neun bekannten Politikerinnen und Politiker der im Bundestag vertretenen Parteien SPD, CDU/CSU, Grüne, FDP, AfD und Linke vor und fragte, ob diese geeignet oder ungeeignet für das Kanzleramt seien.

Söder vorne als möglicher Unions-Kanzlerkandidat

Deutlich fällt der Vergleich der möglichen Unions-Kanzlerkandidaten aus: Söder, derzeit Ministerpräsident von Bayern, liegt nicht nur an der Spitze aller neun abgefragten Top-Politiker, sondern auch klar vor CDU-Chef Friedrich Merz. Diesen benannten 25 Prozent der Befragten als geeignet und 56 Prozent als ungeeignet. Selbst bei den befragten Anhängern von CDU/CSU sahen weniger als die Hälfte Merz als geeignet an, nämlich 46 Prozent. Söder erreichte im eigenen Lager 60 Prozent.

Die übrigen Werte: Unter allen Befragten nannten die Grünen-Politikerin und Außenministerin Annalena Baerbock 26 Prozent geeignet und 60 Prozent ungeeignet. Bei Wirtschaftsminister Robert Habeck (ebenfalls Grüne) sagten 23 Prozent geeignet und 63 Prozent ungeeignet. Finanzminister Christian Lindner (FDP) finden 22 Prozent geeignet fürs Kanzleramt, 60 Prozent ungeeignet.

Deutlich mehr Rückhalt bei Partei-Anhängern

Ebenfalls 22 Prozent der Befragten fänden die AfD-Vorsitzende Alice Weidel geeignet als Kanzlerin, 64 Prozent halten sie für ungeeignet. Bei AfD-Co-Chef Tino Chrupalla ist das Verhältnis 17 zu 65 Prozent. Vor ihnen liegt die Linken-Bundestagsabgeordnete Sahra Wagenknecht, die 24 Prozent aller Befragten für geeignet und 58 Prozent für ungeeignet halten.

Unter den Anhängerinnen und Anhängern der jeweils eigenen Partei haben alle abgefragten Personen viel mehr Rückhalt, allerdings auch unterschiedlich ausgeprägt. So finden 56 Prozent der Befragten, die 2021 SPD gewählt haben, den amtierenden Kanzler Scholz geeignet für das Amt. Baerbock finden 62 Prozent der Grünen-Anhänger geeignet, bei Habeck sind es im eigenen Lager 60 Prozent. FDP-Chef Lindner finden 50 Prozent der Wählerinnen und Wähler der Liberalen geeignet.

Weidel mit Topwerten in der eigenen Partei

Topwerte in der eigenen Partei erreichen Weidel (geeignet: 83 Prozent) und Chrupalla (66 Prozent). Wagenknecht kommt unter den befragten Anhängern der AfD (geeignet: 51 Prozent) auf höhere Werte als bei Anhängern der Linken (49 Prozent). Allerdings weist Yougov darauf hin, dass die Gruppe der befragten Linken-Anhänger sehr klein ist und dieser Einzelwert deshalb nur bedingt aussagekräftig.

Offiziell hat noch keine Partei einen Kanzlerkandidaten für die nächste Bundestagswahl benannt, die regulär 2025 stattfindet. Bei der Linken wurde nach Wagenknecht gefragt, weil sie weit bekannter ist als die beiden Bundesvorsitzenden Janine Wissler und Martin Schirdewan. Allerdings erwägt Wagenknecht die Gründung einer eigenen Partei und hat erklärt, dass sie nicht mehr für die Linke kandidieren will. (dpa)