Der mutmaßliche Tod des russischen Söldnerführers Jewgeni Prigoschin reiht sich ein in eine Serie mysteriöser Todesfälle und grausamer Attentate, hinter denen russische staatliche Stellen vermutet werden. Eine Auswahl:
Rawil Maganow
Der Vorstandschef des russischen Ölkonzerns Lukoil kommt im September 2022 beim Sturz aus dem Fenster eines Moskauer Krankenhauses ums Leben. Er stand dem russischen Einmarsch in die Ukraine kritisch gegenüber. Die Polizei leitet Ermittlungen ein. Als eine der möglichen Ursachen nennen Medienberichte Suizid. Im Mai starb bereits Lukoil-Manager Alexander Subbotin angeblich bei einer okkulten Behandlung gegen Alkoholsucht unter mysteriösen Umständen.
Alexej Nawalny
Der bekannteste Gegner von Kremlchef Wladimir Putin wird im Sommer 2020 bei einer Reise nach Sibirien mit dem Nervenkampfstoff Nowitschok vergiftet. Nach seiner Behandlung in der Berliner Charité kehrt der Oppositionspolitiker nach Russland zurück. Dort kommt er mehrmals vor Gericht. Im August 2023 wird er wegen angeblichen Extremismus zu 19 Jahren im Straflager verurteilt.
Wladimir Kara-Mursa
Der Oppositionspolitiker überlebt zwei Giftanschläge und ist gesundheitlich schwer angeschlagen. In seinem Organismus werden viele Schwermetalle gefunden. Er hatte unter anderem für den erschossenen Oppositionspolitiker Boris Nemzow gearbeitet. Im April 2023 wird er in Moskau wegen angeblichen Hochverrats zu 25 Jahren Haft im Straflager verurteilt.
»Tiergarten-Mord« in Berlin
Ein Georgier wird im August 2019 in der Parkanlage Kleiner Tiergarten erschossen. Dafür wird später ein russischer Staatsbürger zu lebenslanger Haft verurteilt. Das Berliner Gericht spricht von »Staatsterrorismus«. Demnach stecken russische Stellen hinter dem Auftragsmord. Das Opfer führte während des zweiten Tschetschenien-Krieges eine Miliz im Kampf gegen Russland an.
Julia und Sergej Skripal
Der Ex-Spion und seine Tochter überleben im März 2018 knapp einen Anschlag mit dem Nervengift Nowitschok in der südenglischen Stadt Salisbury. Eine Frau, die später mit dem Giftbehälter in Kontakt kommt, stirbt. Die britische Regierung und Scotland Yard machen den russischen Geheimdienst für das Attentat verantwortlich, der Kreml bestreitet das.
Boris Nemzow
Der Oppositionspolitiker Boris Nemzow wird im Februar 2015 nahe der Kremlmauern aus einem Auto heraus erschossen. Er galt unter anderem als Unterstützer der Richtung Westen strebenden Ukraine. Ein russisches Gericht verurteilt den mutmaßlichen Mörder und Komplizen aus dem Nordkaukasus zu langen Haftstrafen. Nemzows Familie beklagt, dass nach den Drahtziehern nie gesucht worden sei.
Alexander Litwinenko
Der Putin-Kritiker stirbt im November 2006 in London nach einem Anschlag mit dem Strahlengift Polonium 210. Unter den Augen der Weltöffentlichkeit siecht er tagelang dahin. Das Opfer beschuldigt Putin, hinter dem Mordanschlag zu stehen. Einer der beiden Tatverdächtigen sitzt heute als Abgeordneter in der russischen Duma, der andere starb im Juni 2022 an einer Covid-Erkrankung.
Anna Politkowskaja
Die kremlkritische Journalistin der Zeitung »Nowaja Gaseta« wird im Oktober 2006 vor ihrer Wohnung erschossen. Zwei Jahre zuvor wurde ihr - wie Nawalny - im Flugzeug schlecht. Auch sie wird damals wegen einer schweren Vergiftung behandelt. Für das tödliche Attentat werden mehrere Männer aus der Nordkaukasusrepublik Tschetschenien verurteilt. Politkowskajas Familie vermuten ein politisches Motiv und fordern eine Suche nach den Hintermännern.
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