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Weimar setzt Zeichen gegen Rechts: 1000 Menschen bei Demos

Die Thüringer AfD wird vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextremistische Bestrebung geführt. Am Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus hält ihr Chef, Björn Höcke, eine Rede in Weimar.

Kriegsende-Gedenken - Weimar
Björn Höcke (M) ist AfD-Landesvorsitzender und Fraktionschef im Thüringer Landtag. Hier bei einer Kundgebung der AfD in Weimar. Foto: Martin Schutt
Björn Höcke (M) ist AfD-Landesvorsitzender und Fraktionschef im Thüringer Landtag. Hier bei einer Kundgebung der AfD in Weimar.
Foto: Martin Schutt

In Weimar sind nach Polizei-Angaben rund 500 Menschen auf die Straße gegangen, um gegen Rechts und einen Auftritt des umstrittenen Thüringer AfD-Landespartei- und Fraktionschefs Björn Höcke zu demonstrieren. Bei einer Kundgebung mit Höcke als Gastredner kamen am Montag laut Polizei ebenfalls rund 500 Menschen in Weimars Zentrum zusammen. Der Leiter der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau Dora, Jens-Christian Wagner, bekräftigte seine Kritik an dem Auftritt Höckes »ausgerechnet am Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus«.

Höcke sei »ein notorischer Antisemit, Rassist und Geschichtsrevisionist«. Es sei eine Schande, dass Höcke an diesem Tag vor dem Deutschen Nationaltheater spreche, in dem 1919 »die von den Nazis verhasste demokratische Weimarer Verfassung verabschiedet wurde«. Geschichtsrevisionismus sei das Bindeglied der neuen und der alten Rechten und helfe, »dass die Lehren aus der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und seinen Verbrechen überwunden werden, also die Achtung von Menschenrechten, Demokratie, Frieden und Humanität«.

Die Thüringer AfD wird vom Landesverfassungsschutz als gesichert rechtsextremistische Bestrebung geführt und beobachtet.

Höcke warnt vor »Digital-Diktatur«

Höcke warnte vor einer »Digital-Diktatur« und behauptete, ein neuer Faschismus werde kommen. »Er wird kommen und er wird sagen, ich bin der Antifaschismus. Wie die da drüben«, rief Höcke und zeigte auf die Teilnehmer der Gegendemonstration, wo zuvor noch Wagner gesprochen hatte. »Am Ende läuft alles auf eine digitale Diktatur hinaus - im Namen von Antifaschismus, im Namen von Buntismus, im Namen von Weltklimarettung.«

Höcke forderte zudem: »Die Macht der Parteien in Deutschland muss massiv zurückgedrängt werden.« Er wisse nicht, ob es in Zukunft noch Parteien geben werde. Aber es sei gut, dass es Versammlungen gebe »und sowas wie Parlamente wird es auch in Zukunft geben«.

Zum 8. Mai 1945 sagte Höcke, dass damals der »Hitlerismus« vorbei war. »Und hier in Weimar, hier auf diesem historischen Platz, wo ich heute stehe, hier in dieser bedeutenden historischen deutschen Stadt, fing sofort die nächste Diktatur an - der Stalinismus machte sich auf seinen Weg.« Das beste Symbol dafür sei das Lager in Buchenwald, das die Sieger »einfach weiterführten«. Höcke rief von einem Pickup vor einem Döner-Imbiss neben dem Theater: »Nie wieder Faschismus, nie wieder Diktatur.«

Im Konzentrationslager Buchenwald nahe der Stadt Weimar seinen Außenlagern wurden von den Nazis rund 56.000 Menschen ermordet oder starben durch Krankheit, Hunger, Zwangsarbeit und medizinische Experimente. Mehr als 8000 sowjetische Kriegsgefangene wurden erschossen.

© dpa-infocom, dpa:230508-99-612668/2