Beim Anschlag eines Palästinensers in der israelischen Küstenmetropole Tel Aviv ist ein Wachmann tödlich verletzt worden. Der 42-Jährige sei im Krankenhaus seinen Verletzungen erlegen, teilte ein Sprecher der Klinik am Abend mit. Der Vater dreier Töchter habe einen größeren Anschlag verhindert und »mit seinem Tod viele Leben gerettet«. Zuvor war der Attentäter ebenfalls im Krankenhaus an seinen Verletzungen gestorben.
Nach Angaben der israelischen Polizei handelte es sich um einen Palästinenser aus Dschenin im besetzten Westjordanland. Den Angaben zufolge war der Mann von zwei Wachmännern der Stadtverwaltung angesprochen worden, weil er ihnen verdächtig vorkam. Daraufhin habe er das Feuer eröffnet und einen der Männer getroffen. Der zweite habe zurückgeschossen und den Attentäter außer Gefecht gesetzt.
Der 27-Jährige habe einen Abschiedsbrief bei sich getragen, teilte Polizeichef Kobi Schabtai am Anschlagsort mit. »Er ist gekommen, um zum Märtyrer zu werden.« In Moscheen in Dschenin wurde über Lautsprecher mitgeteilt, der Täter sei Mitglied der militanten Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad gewesen.
Ungeachtet des Anschlags demonstrierten am Samstagabend in Tel Aviv erneut Zehntausende gegen die umstrittene Justizreform im Land. Die Veranstalter sprach etwa 120.000 Teilnehmern.
Hamas lobt »heldenhafte Tat«
Ein führendes Mitglied der im Gazastreifen herrschenden Palästinenserorganisation Hamas nannte den Anschlag »eine heldenhafte Tat und eine natürliche Reaktion auf die Tötung zweier junger Männer im Westjordanland am Freitag«. Israelische Siedler hatten am Freitag nahe Ramallah einen 19-jährigen Palästinenser erschossen.
Die Siedler drangen in die palästinensische Ortschaft Burka ein. Sie hätten dort auch zwei Fahrzeuge in Brand gesetzt, berichtete die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa. Zwei mutmaßliche Täter wurden nach Polizeiangaben festgenommen. Bei einer Razzia der israelischen Armee in der palästinensischen Stadt Tulkarem wurde nach Angaben des Gesundheitsministeriums zudem ein 18-Jähriger getötet.
Gewalt und Gegengewalt
Der Anschlag in Tel Aviv war bereits der vierte in diesem Jahr in der Großstadt am Mittelmeer. Zuletzt war dort vor einem Monat ein palästinensischer Angreifer mit seinem Auto in eine Menschenmenge gefahren und hatte mehrere Menschen verletzt. Die Sicherheitslage in Israel und dem Westjordanland ist seit langem angespannt. Seit Jahresbeginn wurden 24 Israelis, eine Ukrainerin sowie ein Italiener bei Anschlägen von Palästinensern getötet. Im gleichen Zeitraum kamen 170 Palästinenser bei israelischen Militäreinsätzen, Konfrontationen oder nach eigenen Anschlägen ums Leben.
Bei einem Großteil handelt es sich um bewaffnete Kämpfer, unter den Toten bei Militäreinsätzen sind jedoch auch unbeteiligte Zivilisten. Es gibt zudem immer wieder Berichte über Gewalt israelischer Siedler gegen Palästinenser, israelische Aktivisten oder Soldaten.
Israel hatte 1967 das Westjordanland und Ost-Jerusalem erobert. Dort leben heute mehr als 600.000 israelische Siedler. Die Palästinenser beanspruchen die Gebiete für einen unabhängigen Staat Palästina mit dem arabisch geprägten Ostteil Jerusalems als Hauptstadt.
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