Logo
Aktuell Ausland

Wütende Demonstranten greifen Banken im Libanon an

Die Wirtschaftskrise im Libanon treibt die Menschen auf die Straße. Sie protestieren gegen die Banken, die ihnen den Zugang zu ihren Ersparnissen verweigern.

Protest
»Die Banken im Libanon stehlen unser Geld!«: Ein Demonstrant zerschlägt Fensterscheiben der Byblos Bank. Foto: Hussein Malla
»Die Banken im Libanon stehlen unser Geld!«: Ein Demonstrant zerschlägt Fensterscheiben der Byblos Bank.
Foto: Hussein Malla

Mehrere Dutzend Demonstranten haben in der libanesischen Hauptstadt Beirut gegen die sich verschärfende Wirtschaftskrise protestiert.

Nach Angaben eines dpa-Reporters attackierten sie mehrere Banken, schlugen Fenster ein, setzten Reifen in Brand und schlugen Geldautomaten kaputt. Es gab Rufe wie: »Die Banken im Libanon stehlen unser Geld!« Weil dem Libanon die Devisen ausgehen, erlauben Banken ihren Kunden seit langem nur noch begrenzte Abhebungen.

»Wir werden nicht aufhören, bis alle Anleger ihren letzten Dollar von den Banken abgeholt haben«, sagte eine Sprecherin des Verbandes Depositers Outcry Association der Deutschen Presse-Agentur. Der Verband wurde zu Beginn der jüngsten libanesischen Wirtschaftskrise 2019 gegründet. Er unterstützt Bankkunden darin, an ihre Ersparnisse zu kommen. Immer wieder kommt es im Libanon zu ähnlichen Demonstrationen.

Strenge Limits für Abhebungen

Seit Ende 2019 steckt der Mittelmeerstaat in der schlimmsten Wirtschafts- und Finanzkrise seiner Geschichte. Dem Land gehen die Devisen aus. Die Banken haben daher strenge Limits für Abhebungen in Fremdwährungen veranlasst. Die Menschen kommen deshalb nicht mehr an ihre Ersparnisse in Dollar heran. Viele Libanesen haben Konten in der US-Währung.

Die Krise wird auch auf jahrzehntelange Korruption in Politik und Wirtschaft zurückgeführt. Die libanesische Währung hat mehr als 95 Prozent an Wert verloren. Drei Viertel der mehr als sechs Millionen Menschen im Land leben nach Angaben der Vereinten Nationen in Armut.

© dpa-infocom, dpa:230615-99-65270/2