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Wüst bittet NSU-Opfer in Köln um Entschuldigung

20 Jahre nach dem NSU-Anschlag in der Kölner Keupstraße wendet sich der Ministerpräsident an die Opfer, die zu Tätern gemacht wurden. Wüst räumt Fehler ein.

Köln
Am 9. Juni 2004 hatten die NSU-Terroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt in der Keupstraße eine Nagelbombe gezündet. Foto: Rolf Vennenbernd/DPA
Am 9. Juni 2004 hatten die NSU-Terroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt in der Keupstraße eine Nagelbombe gezündet.
Foto: Rolf Vennenbernd/DPA

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) hat Betroffene des NSU-Anschlags vor 20 Jahren in Köln um Entschuldigung gebeten. In einem Gastbeitrag für den »Kölner Stadtanzeiger« und die türkische Zeitung »Hürriyet« richtete er sich an alle, die 2004 den Anschlag erlebten und an die, die fälschlicherweise selbst verdächtigt wurden, obwohl sie zu den Opfern zählten.

»Der Staat, dessen vorderste Aufgabe es ist, die Menschen zu schützen, muss eingestehen, dass er in der Keupstraße an diesem Anspruch gescheitert ist. Er hat die Menschen nicht geschützt. Er hat sie weder vor körperlichen und seelischen Schäden noch vor falschen Verdächtigungen bewahrt«, schrieb Wüst. Er bitte »alle, denen so lange nicht geglaubt wurde und die fälschlicherweise selbst ins Visier der Ermittlungen gerieten, obwohl sie Opfer waren, um Entschuldigung«. 

22 Menschen wurden verletzt, einige lebensgefährlich

Am 9. Juni 2004 hatten die NSU-Terroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt in der Keupstraße eine Nagelbombe gezündet. Von der Explosion wurden 22 Menschen verletzt, einige lebensgefährlich. Die Polizei vermutete die Täter lange Zeit im Umfeld der Opfer in der türkischen Community. In Richtung Rechtsextremismus wurde nicht ermittelt. Erst nachdem Mundlos und Böhnhardt 2011 tot gefunden worden waren, wurde deutlich, dass die Terrorgruppe »Nationalsozialistischer Untergrund« (NSU) für diese Tat und weitere Morde verantwortlich war.

Wüst schrieb, die Anwohner der Keupstraße hätten »nicht nur den Schock des Anschlags und die Angst um das eigene Leben erfahren müssen, sondern auch Vorverurteilung und Diffamierung«. Im Laufe der Ermittlungen seien aus Opfern zeitweise Tatverdächtige gemacht worden. NRW habe aus den Fehlern gelernt. Polizei und Justiz spiegelten »heute selbst die gesellschaftliche Vielfalt unseres Landes stärker wider«. 

An diesem Sonntag wird im Beisein von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier an das Attentat vor 20 Jahren erinnert.

© dpa-infocom, dpa:240608-99-319785/2