BRÜSSEL. Die EU-Kommission fordert vom Hersteller Astrazeneca die Lieferung der vertraglich vereinbarten Mengen an Corona-Impfstoff ohne Abstriche und ohne Verzug.
Dies habe Präsidentin Ursula von der Leyen am Montag in einem Telefonat mit Firmenchef Pascal Soriot bekräftigt, erklärte die Kommission in Brüssel. Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides habe zudem in einem Brief Klarstellungen von dem Pharmakonzern gefordert und an Vertragspflichten erinnert.
Zuvor hatte der CDU-Europapolitiker Peter Liese den Hersteller Astrazeneca aufgefordert, die angekündigten Mengen für die Europäische Union aufzustocken. Er rechne noch am Montag mit »einer Änderung der Lieferpläne für die EU, und zwar nach oben«, erklärte der EU-Abgeordnete und Arzt in Brüssel.
Der britisch-schwedische Konzern hatte am Freitag mitgeteilt, nach der für diese Woche erwarteten Zulassung zunächst weniger Impfstoff als geplant an die EU liefern zu wollen. Statt 80 Millionen Impfstoffdosen sind bis Ende März nur 31 Millionen eingeplant, wie Liese erläuterte. Die EU-Kommission ist darüber verärgert und hat für diesen Montag eine Sitzung einberufen, bei der Astrazeneca die Verzögerung erklären soll.
Die EU-Kommission hatte bereits im August mit Astrazeneca einen Vertrag über bis zu 400 Millionen Imfstoffdosen geschlossen und nach eigenen Angaben einen dreistelligen Millionenbetrag dafür bezahlt, die Produktion bereits vor der EU-Zulassung hochzufahren. Nach Darstellung der EU-Kommission hätte der Konzern laut Vertrag bereits seit der verbindlichen Bestellung Ende Oktober Mengen für die EU auf Halde fertigen müssen. Den Hinweis der Firma auf Produktionsprobleme bei einem Zulieferer in Belgien hält die Kommission für nicht stichhaltig.
Auch Liese betonte, die Ankündigung des Konzerns vom Freitag dürfe nicht das letzte Wort sein. Astrazeneca liefere »offensichtlich in andere Teile der Welt, auch nach Großbritannien, ohne Verzögerung«. Die Begründung für die Lieferschwierigkeiten in der EU sei fadenscheinig. Es sei auch kein Problem, den Impfstoff von Großbritannien auf den Kontinent zu bringen. »Dem Unternehmen kann nicht daran gelegen sein, auf Dauer seinen Ruf im größten Binnenmarkt der Welt zu beschädigen«, warnte Liese. (dpa)